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Kalkschutthalden der Mittelgebirge und des Flachlandes

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Kalkschutthalden der Mittelgebirge und des Flachlandes

Kalkschutthalten des Hügel- und Berglandes sind - ähnlich wie der namensgleiche Lebensraum in hohen bis alpinen Lagen - lockere Ansammlungen von kalkhaltigem (genauer "basenreichem") Gestein.

Die Lebensbedingungen zwischen Kalkschutthalten in den Alpen und denen in tieferen Lagen sind jedoch doch unterschiedlich, so dass einige Arten nur in dem einen oder anderen Lebensraum vorkommen. Deshalb ist eine Unterscheidung sinnvoll, auch wenn es fließende Übergänge zwischen beiden Lebensräumen gibt und auch einige Arten mit breiterem ökologischen Anspruch in beiden Lebensräumen vorkommen. Der Lebensraum hat höhere Anteile feiner Sedimente, ist aber aufgrund der ebenfalls meist trocken-warmen Standorte ebenfalls ein Sonderstandort für die meisten Pflanzenarten. Neben dem Kleinklima sind alleine durch die mechanische Belastung aufrgund von nachrutschendem Gestein nur spezialisierte Arten.

Typische Pflanzenarten wären z.B. Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum), Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis), Schildampfer (Rumex scutatus), Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria), Schmalblättriger Hohlzahn (Galeopsis angustifolia), Breitblättrigen Hohlzahn (Galeopsis ladanum), Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum) und Blaugras (Sesleria varia).

Der trockene, wärmebegünstigte und eher pflanzenarme Lebensraum, ist für viele Insketenarten ein wichtiger Lebensraum. Z.B. für einige Heuschreckenarten wie Italienische Schönschrecke (Calliptamus italicus), Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda germanica), Rotflüglige Schnarrschrecke (Psophus stridulus) oder im Alpenraum die Gewöhnliche Gebirgsschrecke (Podisma pedestris) Auch Reptilien halten sich gerne in diesem Lebensraum auf, z.B. Smaragdeidechse, Zauneidechse und Mauereidechse, sowie die Schlingnatter, als harmlose einheimische Schlangenart.

Verbreitung

Kalkschutthalden kommen gemäß der Definition in den deutschen Mittelgebirgen und tieferen Lagen der Alpen vor, sofern in dem Naturraum kalkhaltiges Gestein vorhanden ist. Verbreitungsschwerpunkt sind die Kalkalpen, Schwäbische und Fränkische Alb, Rhön und Thüringer Bergland.

Natura 2000 Lebensraumtyp

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 8160

"Kalkschutthalden der Mittelgebirge und des Flachlandes" sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist.

© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.


Gefährdung

Die schotterreichen Hänge sind durch Ablagerungen (z.B. Schlagabraum, Rindenabfälle, Schnittgut, Gartenabfälle, landwirtschaftliche Abfälle etc.) oder Überdeckung mit Bodenmaterialien gefährdet. Auch die Forderung nach Kies- oder Schotterabbau kann zu einer Bedrohung für Kalkschutthalden werden.

Tagfalter in diesem Lebensraum

Typische Arten

Apollofalter, Apollo
(Parnassius apollo)

Vielleicht der schönste Tagfalter Deutschlands

Berghexe
(Chazara briseis)

Die Hexe unter unseren Tagfaltern

Flockenblumen-Scheckenfalter
(Melitaea phoebe)

Wärmeliebender Scheckenfalter auf trockenen Wiesen in Süddeutschland

Idas-Bläuling
(Plebeius idas)

Seltener Bläuling in Begleitung von Ameisen

Kleiner Esparsetten-Bläuling
(Polyommatus thersites)

Wärmeliebender Bläuling auf Esparsetten-Standorten

Ockerbindiger Samtfalter
(Hipparchia semele)

Lokal verbreitete Tagfalterart in sandigen Lebensräumen

Resedaweißling
(Pontia daplidice)

Weißling aus südwestlichen Regionen mit sehr ähnlicher Schwesterart

Roter Würfel-Dickkopffalter
(Spialia sertorius)

Kleiner Falter mit dickem Kopf und braun-rötlichen Flügeln

Roter-Scheckenfalter
(Melitaea didyma)

Ein seltener und farbenprächtiger Tagfalter

Segelfalter
(Iphiclides podalirius)

Ein ausdauernder wärmeliebender Flugkünstler unter unseren Tagfaltern

Storchschnabel-Bläuling
(Aricia eumedon)

Ein dunkler Bläuling auf Storchschnabelwiesen

Westlicher Quendel-Bläuling
(Pseudophilotes baton)

Seltener kleiner Bläuling mit großen Punkten auf den Flügelunterseiten

Zahnflügel-Bläuling
(Polyommatus daphnis)

Ein Bläuling der Zähne zeigt



Weitere Arten

Admiral
(Vanessa atalanta)

Einer unser schönsten großen Tagfalter

Alexis-Bläuling
(Glaucopsyche alexis)

Schöner Bläuling mit auffällig großen Flecken auf den Flügelunterseiten

Argus-Bläuling
(Plebeius argus)

Ein kleiner Bläuling mit Dorn am Schienbein

Aurorafalter
(Anthocharis cardamines)

Ein Frühlingsbote mit leuchtend orangenen Flecken

Baumweißling
(Aporia crataegi)

Der seltene Weißling unter Deutschlands Tagfaltern

Distelfalter
(Vanessa cardui)

Der Wanderfalter unter Alpenüberquerer unter unseren Tagfaltern

Goldene Acht, Kleegelbling
(Colias hyale)

Ein Tagfalter mit einer Zahl auf dem Hinterflügel

Graubindiger Mohrenfalter
(Erebia aethiops)

Ein Mohrenfalter mit grauer Flügelbinde in unseren Mittelgebirgen

Großer Kohlweißling
(Pieris brassicae)

Ein großer weißer Schmetterling mit Vorliebe für Kohlpflanzen

Großer Sonnenröschen-Bläuling
(Aricia artaxerxes)

Ein dunkler Bläuling mit sehr ähnlicher Schwesterart

Karstweißling
(Pieris mannii)

Ein Zuwanderer unter den Weißlingen mit Hauptverbreitung im Mittelmeergebiet.

Kleiner Fuchs
(Aglais urticae)

4Ein Fuchs unter unteren heimischen Tagfaltern

Kleiner Kohlweißling
(Pieris rapae)

Ein mittelgroßer Weißling mit Vorliebe für Kohlarten

Kleiner Schlehen-Zipfelfalter
(Satyrium acaciae)

Ein wärmeliebender Zipfelfalter auf Schlehengebüsch

Kleiner Sonnenröschen-Bläuling
(Aricia agestis)

Wärmeliebende Bläulingsart in schlichten Farben

Komma-Dickkopffalter
(Hesperia comma)

5Der Dickkopffalter mit einem Satzzeichen auf dem Flügel

Kreuzdorn-Zipfelfalter
(Satyrium spini)

Ein Zipfelfalter mit markantem Silberfleck auf der Unterseite

Kurzschwänziger Bläuling
(Cupido argiades)

Einer kleiner Bläuling mit großer Ausbreitungsfreude

Magerrasen-Perlmutterfalter
(Boloria dia)

Kleiner Perlmutterfalter auf Magerrasen

Malven-Dickkopffalter
(Carcharodus alceae)

Ein wärmeliebender und unscheinbarer Dickkopffalter

Mattscheckiger Dickkopffalter
(Thymelicus acteon)

Kleiner oranger Dickkopffalter auf blütenreichen Wiesen

Postillon, Wander-Gelbling
(Colias croceus)

Ein wanderfreudiger, gelber Falter

Reals Schmalflügel-Weißling
(Leptidea reali)

Unscheinbarer Weißling mit sehr ähnlichem Verwandten

Reseda-Weißling
(Pontia edusa)

Ein wanderfreudiger Neuankömmling unter den heimischen Weißlingen

Schlüsselblumen-Würfelfalter
(Hamearis lucina)

Kleiner Schmetterling mit auffälligem Muster

Schwalbenschwanz
(Papilio machaon)

Einer der größten und schönsten Tagfalter Deutschlands

Senfweisling
(Leptidea sinapis)

Ein kleiner Weißling mit ähnlicher Schwesterart in Deutschland

Tagpfauenauge
(Inachis io)

Einer der schönsten Tagfalter Deutschlands

Weißdolch-Bläuling
(Polyommatus damon)

Ein seltener Bläuling mit auffälligem Strich auf den Hinterflügeln

Weißer Waldportier
(Brintesia circe)

Wärmeliebender großer Falter auf Magerrasen

Zitronenfalter
(Gonepteryx rhamni)

Langlebiger Frühlingsbote, der harten Wintern trotzt

Zwerg-Bläuling
(Cupido minimus)

2Der Zwerg unter den heimischen Tagfaltern


Fliegen in diesem Lebensraum

Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum

Orchideen in diesem Lebensraum

Heuschrecken in diesem Lebensraum

Wanzen in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

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Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010) 4.4.5.1
Finck et al. (2017) 32.04
EUNIS 2021/22 U27, U26
EuroVeg-Checklist 12KE05C
Delarze et al. (2015) 3.3.1.5.
Natura 2000 8160*
Häufigkeit mittel

Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/felsen-hoehlen/kalkhaltige-schutthalden-der-collinen-bis-montanen-stufe-mitteleuropas/
Datum: 19.03.2024
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