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Feuchte Hochstaudenfluren an Gewässerufern und Waldrändern
An den Ufern von Gewässern und an Waldrändern können sich - wenn der Lebensraum durch den Menschen nicht oder nur sehr sporadisch (einmalige Mahd) genutzt wird - Streifen mit einer ausgeprägten Pflanzendecke ausbilden. Diese Hochstaudenfluren (Pflanzen, die mehrere Jahre leben, aber nicht verholzen) sind je nach Standort recht vielgestaltig und zeichnen sich alle durch erhöhten Nährstoffbedingungen des Wuchsstandortes aus.
Kennzeichnende Pflanzen von feuchten Hochstaudenfluren an Gewässerufern und Waldrändern sind z. B. das weiß blühende Mädesüß (Filipendula ulmaria), Echter Baldrian (Valeriana officinalis, im Foto ganz links) oder das rosa blühende Behaarte Weidenröschen (Epilobium hirsutum, Foto). Je nach Standort und Region können jedoch sehr viele unterschiedliche Pflanzenarten in unterschiedlichen Kombinationen (Pflanzengesellschaften) auftreten, so dass es schwierig ist, alle "typischen" Arten zu nennen. Auftreten können z.B. Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica), Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum), Beinwell (Symphytum officinale), Sumpfkratzdiestel (Cirsium palustre), Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre), Giersch (Aegopodium podagraria), Hecken-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum), Gundermann (Glechoma hederacea), Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) oder Pestwurz (Petasites hybridus) und viele weitere Arten.
Im Hochsommer kann dieser Lebensraum mitunter durch leuchtende Blüten, besonders in den Farben Lila, Gelb und Weiß auffallen. Eine besonders farbenprächtige Form dieser Hochstaudenfluren ist die Himmelsleiterflur. Markantes Merkmal all dieser Ausprägungen ist, dass der Lebensräume kaum durch den Menschen genutzt werden und sich dadurch diese mehrjährigen Pflanzenarten mit ihrem Blütenreichtum erhalten können. Der Standort bedingt, dass die Nährstoffbedingungen günstig sind, so dass es i.d.R. zu einem sehr üppigen Wuchs kommt.
Die feuchten Hochstaudenfluren beeindrucken vor allem zur Blütezeit im Sommer durch eine hohe Individuen- und Artendichte bei den Insekten - z.B. zahlreiche Schmetterlinge bei der Nektarsuche. An Fließgewässern dienen sie für Libellen wie die Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) und die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) als Sitzwarten im Revier. Ohne Uferrandvegetation aus Hochstaudenfluren verlieren Fließgewässer ihre Lebensraumfunktion für diese Libellenarten.
Vogelarten wie Rohrammer und vor allem Sumpfrohrsänger legen ihre Nester in diesen Hochstaudensäumen an und fangen dort Insekten zur Aufzucht ihrer Jungen. Weil Hochstaudenfluren sich oft linienartig an Gewässern oder Wäldern entlangziehen, sind sie bedeutsam als verbindende Lebensräume, d.h. Tiere können durch sie auch in entfernte Gebiete wandern, auch wenn eine sonst ausgeräumte Agrarlandschaft dies durch die lebensfeindlcihen Bedingungen verhindern würde.
Hochstaudenfluren entlang von natürlichen Fließgewässern sind generell stärkeren Veränderungen unterworfen als die an Waldrändern. Bei Überflutungen wird das Konkurrenzgefüge beeinflusst. Außerdem bieten sich Transportmöglichkeiten für Pflanzensamen nicht nur der kennzeichnenden Arten der Hochstaudenfluren, sondern auch für konkurrierende wuchskräftige Neophyten (Neubürger im Pflanzenreich, welche die alteingesessenen Arten verdrängen). Durch eine dynamische Flussmorphologie kommt es regelmäßig zur Zerstörung und Neuentstehung von potenziellen Standorten, die - einmal von Hochstauden erfolgreich besiedelt - in der Regel meist mehreren Jahrzehnte bestehen bleiben.
Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum



Verbreitung

Feuchte Hochstaudenfluren sind in ihren verschiedenen Ausbildungen nahezu deutschlandweit verbreitet und kommen bis in den Bereich oberhalb der alpinen Waldgrenze vor. Sie sind ursprüngliche Heimat vieler unserer heutigen Wiesenpflanzen.
© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.
Gefährdung
Gefährdungsfaktoren für die feuchten Hochstaudenfluren sind z. B. Verbuschung, zu intensive Mahd oder Beweidung, Befahren/Durchfahren (z.B. mit Rückeschleppern, Traktoren etc.), an Gewässern: Gewässer- und Uferausbau und -unterhaltung, Eindeichungen, Entwässerungen, Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln im nahen Umfeld. Montane bis subalpine Hochstaudenfluren können durch Nadelholzaufforstungen stark beeinträchtigt werden, Ablagerungen (z.B. Schlagabraum, Rindenabfälle, Schnittgut, Gartenabfälle, landwirtschaftliche Abfälle etc.).
Ein zunehmendes Problem stellen sogenannte Neophyten dar. Diese Neubürger im Pflanzenreich haben sich natürlicherweise oder durch den Menschen erst in den letzten Jahren in unserer Pflanzenwelt angesiedelt. Teilweise sind diese Arten so konkurrenzstark, dass sie die alteingesessenenen einheimischen Arten verdrängen und fast als Monokultur auftreten. Zu diesen Arten gehören beispielsweise Topinambur (Helianthus tuberosus), Japanische Staudenknöterich (Polygonum cuspidatum), Sachalin-Staudenknöterich (Polygonum sachalinense), Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) und Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera). Diese Arten stellen eine Gefahr für Feuchte Hochstaudenfluren dar.
Darüber hinaus ist zum Schutz des Lebensraums die Erhaltung oder Wiederherstellung der typischen Standortbedingungen wie Wasserstandsdynamik, Feuchtestufe und Nährstoffhaushalt nötig. Zur Vermeidung der Verbuschung kann eine gelegentliche Mahd (in zwei- bis mehrjährigem Abstand) notwendig werden. Die subalpinen Hochstaudenbestände bedürfen keiner Pflege.
Besonderheiten
Als natürlicher Lebensraum für feuchte Hochstaudenfluren kommen die Bereiche entlang von Bächen und Flüssen in Frage.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Fliegen in diesem Lebensraum
Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum
Orchideen in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum

Schnellzugriff
Kenndaten
Name | Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe |
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Natura 2000 | 6430 |
Häufigkeit | sehr häufig |