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Wacholderheiden
Das zahlreiche Auftreten und die charakteristische Wuchsform des Wacholders (Juniperus communis) prägen diesen Lebensraum, der in einigen Regionen Deutschlands zum typischen Landschaftsbild gehört.
Wacholderheiden sind an sich kein eigenständiger Lebensraum, den die Biologen abgrenzen könnten, weil er eine sehr spezielle und eigenständige Tier- und Pflanzenwelt aufweist. Vielmehr können Wacholderheiden im Unterwuchs sehr unterschiedlich sein, da Wacholder sowohl auf basenreichen (kalkreichen), als auch auf sauren Böden wächst. Nur aufgrund des Vorkommens von Wacholder kann man also nicht sagen, welche anderen Pflanzen und Tierarten man dort vermuten kann.
Wacholder ist eine Pflanze, die von Weidevieh nicht gerne gefressen wird und man findet ihn deshalb auf aktuellen oder ehemaligen Viehweiden, wo er von den Tieren gemieden wurde. Während der Hirte oder Schäfer diese Pflanzen früher von Zeit zu Zeit entfernt hatte, konnten sich Wacholderpflanzen auf Flächen, welche nicht mehr oder nicht mehr so intensiv beweidet wurden ausbreiten und zu großen Pflanzen heranwachsen. Wacholderheiden kann man also quasi als Folgestadien anderer Lebensräume bezeichnen, in denen sich der Wacholder durch geänderte Bewirtschaftung ausbreiten konnte.
Entsprechend des Untergrundes kann die Pflanzenwelt neben den Wacholderpflanzen, je nach Standort durch Besenheiden (Calluna vulgaris) oder Borstgrasrasen (Narduus stricta) auf eher saurem Untergrund charakterisiert werden oder auch durch meist artenreiche Kalkmagerrasen auf basischem Untergrund (Foto, mit Behaartem Veilchen und Echter Schlüsselblume). Unter ihnen auch Lebensräume mit bemerkenswerten Orchideenvorkommen.
Wacholderheiden werden als besonders schützenswerte Natura2000-Lebensraumtypen eingestuft.
Die Liste typischer Arten in diesem Lebensraum ist nicht zuletzt deshalb so groß, weil die oben genannten unterschiedlichen Ausprägungen auf dieser Seite alle vereint sind.
Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum














Verbreitung

Wacholderheiden kommen in vielen Regionen Deutschlands in der Ebene und im Bergland vor. Zum einen kommt er auf trockenen bis frischen flachgründigen Böden auf Kalkgestein vor. Zum anderen gibt es Vorkommen auf trockenen bis frischen, in der Regel podsolidierten Sandböden. Besonders gut ausgeprägte Vorkommen gibt es z. B. auf Jurakalk in der Schwäbischen und Fränkischen Alb, ebenso wie die weithin bekannten Vorkommen in der Lüneburger Heide auf armen Sandböden.
© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.
Ökologie
Wacholderheiden entstanden - wie bereits erwähnt - vorwiegend dort, wo Heiden oder Halbtrockenrasen nicht mehr ausreichend bewirtschaftet wurden und sich der Wacholder ausbreiten konnte. Im ungünstigen Fall - bei ausbleibender Bewirtschaftung - handelt es sich daher um Lebensräume, die langfristig überaltern, sich ausdünnen werden und damit verloren gehen. Oft hat man von Seiten des Naturschutzes jedoch erkannt, dass eine Bewirtschaftung (i.d.R. Schafbeweidung) erforderlich ist, um diese Lebensräume zu erhalten und zwischen den Wacholderpflanzen konnten sich wieder sehr hochwertige Lebensräume mit einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt entwickeln. Welche Arten dies sind, entscheidet dann der Untergrund. Deshalb ist es schwierig , die "typische" Tier- und Pflanzenwelt der Wacholderheiden anzugeben.
Gefährdung
Da dieser Lebensraum durch die wenig intensive Weidenutzung entstanden ist, sind Nutzungsaufgabe bzw. Nutzungsintensivierung die Hauptgefährdungsursachen. Die Flächen würden bei Nutzungsaufgabe mittelfristig durch das Einwandern anderer Straucharten verbuschen. Auch Nährstoffeintrag von angrenzenden Flächen oder aus der Luft können den Lebensraum beeinträchtigen. Auf vielen Flächen wird deshalb auch als Naturschutzmaßnahme wieder eine Beweidung durchgeführt und mit Hilfe von Freischneideaktionen versucht man bereits beeinträchtige Standorte wieder zu regenerieren. Es hat sich dabei gezeigt, dass die traditionelle Hutehaltung - also das kurzzeitige Aufsuchen der Weiden z.B. durch einen Wanderschäfer - besser geeignet ist, als das ganzjährige Halten von Weidetieren in einer Koppel.
Besonderheiten
Bis in das 19. Jahrhundert gab es in vielen Regionen Europas eine sogenannte Tranzhumanz: eine Wochen bis Monate andauernde Wanderung, in der Weidetiere - vorwiegend Schafe - zu entfernten Weidegebieten getrieben wurden. Im kleinen Maßstab hat es dies auch in Deutschland gegeben. Wanderschäfer haben ihre Schafe zu Kilometer weit entfernten Gebieten getrieben. Letztlich sind hieraus auch Wacholderheiden entstanden und sie sind haben dadurch eine gewisse kulturhistorische Bedeutung. Der Schafhirte, der mit seinen Schafen zwischen den Wacholderbüschen steht ist Teil eines romantischen Bildes unserere Kulturlandschaft. Nicht zuletzt deshalb bemüht man sich heute um die Sicherung des typischen Erscheinungsbildes der Wacholderheiden.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Fliegen in diesem Lebensraum
Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum
Orchideen in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum

Schnellzugriff
Kenndaten
Name | Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden und -rasen |
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Natura 2000 | 5130 |
Häufigkeit | mittel |