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Häufig gestörte Flächen / Ruderalflächen
Mit Ruderalflächen oder Kulturbrachen sind ehemalige Rohbodenstandorte in oder in der Nähe von Siedlungen gemeint, die zumindest kurzzeitig sich selbst überlassen wurden und auf denen sich Tier- und Pflanzengemeinschaften ansiedeln können. Das können unbeachtete Fläche am Straßenrand, auf Bahnhöfen, auf Baustellen und in Häuserlücken in der Stadt sein oder auch auf dem Dorf, am Wegesrand, in einer Gartenecke oder neben dem Misthaufen sein.
Auch Ackerflächen können zu dieser Kategorie gezählt werden: die Bewirtschaftung ist aus Sicht wilder Pflanzen und Tiere eine massive Störung.
Nicht zuletzt gibt es auch natürliche Störfaktoren, z.B. wenn Flüsse mit Überschwemmunen und Umlagerungen "stören" und neue Lebensräume schaffen.
Die Bedingungen auf diesen Standorten sind sehr speziell: Zunächst muss man die Anfangsphase hervorheben, die allen gemein ist. Ursprung ist ein pflanzenfreier Rohbodenstandort, der quasi Nährstoffe und Sonne zur Verfügung stellt. Derartige Standorte können auch natürlicherweise entstehen - z.B. an Hangabrutschungen oder in Überschwemmungsgebeiten von Flüssen - und es verwundert daher nicht, dass es Pflanzenarten gibt, die speziell auf diese Ausgangssituation angepasst sind, die sogenannte Ruderalflora oder Ruderalvegetation. Ruderalpflanzen sind sehr schnell und effektiv in der Lage, einen solchen Standort zu besiedeln, beispielsweise über viele flugfähige Samen. Eine weiterer Strategie kann es sein, dass Pflanzensamen über Jahre oder Jahrzehnte im Boden ruhen und genau auf den Moment gewartet haben, an dem die Fläche wieder ideale Wuchsbedingungen bietet. Haben sie sich etabliert, müssen diese Pflanzen auch stresstolerant sein, denn auf einigen Standorten kann die Sonne extrem einwirken und durch die ungeschütze Lage kann es zu Austrocknungen kommen - möglicherweise kommen Trittbelastungen oder sonsige mechanische Störungen hinzu. An anderen Orten - beispielsweise neben dem Misthaufen - kann es Nährstoffe in solchem Überfluss geben, das dies widerum ein Problem darstellt.
Wie bei den meisten Lebensräumen in der Natur gibt es eine natürliche Abfolge (Sukzession), wie sich die Pflanzengemeinschaft auf den Ruderalflächen entwickelt. Beginnend mit Pionierpflanzen - oft auch einjährige Pflanzen, welche innerhalb eines Jahres den kompletten Lebenszyklus durchlaufen - kommen von Jahr zu Jahr weitere Pflanzen hinzu. Teilweise werden die Erstankömmlinge dann wieder verdrängt. Werden die Flächen nicht durch erneute Störung wieder von der Pflanzendecke befreit können sich mehrjährige ausdauernde Ruderalfluren entwickeln.
Sehr speziell sind die Pflanzengemeinschaften der Äcker. Aufgrund der unterschiedlichen Bewirtschaftungen - wann wird gesäht, wann bearbeitet, wann geerntet - bei den einzelnen Anbauformen, gibt es fast für jeden Anbau- und Bodentyp eine eigene Wildkrautgesellschaft.
Wichtig: Artenreiche Äcker können nur entstehen, wenn sie nicht mit Pestiziden behandelt und überdüngt werden, sie sind also kaum in der konventionellen Landwirtschaft zu finden. Vielmehr handelt es sich vor allem um Äcker auf schlechten bis mittleren Böden, die ohne Gifte, z.B. in der ökologischen Landwirtschaft, bewirtschaftet werden. Nur wenn sie im Rahmen von Agrarumweltprogrammen von Pestizid- und Mineraldüngereinsatz verschont bleiben, können auch die Ränder konventioneller Äcker sehr seltene Arten enthalten.