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Gebüsche und Hecken mit Schlehe und Weißdorn
Oft artenreiche Gebüsche und Hecken aus einheimischen Arten wie Schlehe, Weißdorn, Hainbuche, Hartriegel, Rose u.a.
Artenreiche Gebüsche und Hecken aus einheimischen Arten wie Weißdorn, Schlehe, Rose u.a. sind sehr häufig durch menschliche Aktivitäten entstanden. Gemeint sind frei wachsende Hecken, die aus einer Vielzahl von heimischen Pflanzenarten - vorwiegend strauchigen Gehölzen - zusammengesetzt sind. Mit dem Zentimetermaß gestutzte Thuja-Hecken oder sonstige artenarme Hecken mit standortfremden Gehölzen im Vorgarten mancher "Saubermann"-Häuser sind hier nicht gemeint.
Hecken wurden bereits im Mittelalter angelegt, um landwirtschaftliche Parzellen zu schützen oder aber um Besitzansprüche durch klare Grenzen zu verdeutlichen. Sekundär haben sich Hecken nicht selten entwickelt, wenn an Grundstücksgrenzen Lesesteinhaufen abgelagert wurden und sich auf diesen dann langfristig Gehölze ansiedeln konnten. Zu ihnen zählen die "Steinrücken", welche beispielsweise im Osterzgebirge ausgeprägt sind.
Bei den hier aufgeführten Hecken handelt es sich um bereits etablierte, ältere Bestände auf weder zu trockenen, noch zu feuchten Standorten und oft guter Nährstoffversorgung. Die Hecken sind dicht und können sich sehr lange halten, bevor sie in waldähnliche Strukturen übergehen. Typische Waldbäume haben es schwer, in diesen Lebensräumen Fuß zu fassen. Das Gleiche gilt, für Brombeeren, die typischerweise in diesen Lebensräumen fehlen; diese bilden Schlehen-Gebüsche und Säume aus.
Typische Heckenpflanzen sind Hainbuche (Carpinus betulus), Efeu (Hedera helix), Liguster (Ligustrum vulgare), Schwarzdorn/Schlehe (Prunus spinosa spp.), Weißdorne (Crataegus spp.), Feldahorn (Acer campestre), verschiedene Wildrosenarten (Rosa spp.), Roter Hartriegel Cornus sanguinea etc. Besonders Schlehen können manchmal sehr dominant in großen Beständen auftreten. Am Rand(Saum)bereich von Hecken finden sich Pflanzen, die man sonst vielleicht noch an Waldrändern findet, teilweise erhöhte Nährstoffverhältnisse anzeigen. Beispielsweise Knoblauchs-Rauke, Brennessel, Klebriges Labkraut, Moschus-Erdbeere, Raue Nelke, Besen-Ginster, Feuerlilie und viele weitere Arten.
Aus ökologischer Sicht kann man an breiteren Hecken noch kleinere Mikrobiotope unterscheiden, welche ineinander übergehen: Dem Saumbereich am Rande der Hecke, der noch vergleichsweise gut von der Sonne beschienen wird über den Mantelbereich bis zu dem Kernbereich einer Hecke, in dem die Sonne kaum noch auf den Boden gelangt.
Hecken sind in mehrfacher Sicht sehr bedeutende Lebensräume. Zunächst einmal unmittelbar als Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
Als typische Tierarten muss man vor allem die Vogelwelt nennen. Einige Arten nutzen Hecken als bevorzugtes Brutbiotop. Dazu gehören beispielsweise Neuntöter, Dorngrasmücke, Klappergrasmücke, Goldammer, Grauammer oder selbst das Rebhuhn.
Reptilien wie Zauneidechse oder auch Kreuzotter können hier einen Lebensraum finden, besonders wenn noch Stellen mit sonnenbeschienen Steinhaufen vorhanden sind. Auch zahlreichen Insektenarten leben in oder an Hecken. Tagfalter, Fliegen, Wildbienen auf Blüten und Blättern oder aber Laufkäfer auf dem Boden.
Auf zwei weitere wichtige Funktionen von Hecken soll ebenfalls noch hingewiesen werden:
Hecken werden als wichtige Verbundbiotope angesehen. Damit ist gemeint, dass Tierarten entlang von Hecken Landschaften durchqueren können, die sonst für sie lebensfeindlich sind. Für Waldarten ist beispielsweise eine ausgeräumte Agrarlandschaft ein unüberwindbares Hindernis. Gehen durch die Agrarlandschaft aber ausgedehnte Heckenzüge, können diese quasi wie Autostraßen genutzt werden, um Flächen zu überwinden. Die Bedingungen in Hecken sind denen von Wäldern noch ausreichend ähnlich, um von diesen Arten übergangsweise als Lebensraum genutzt zu werden.
Eine weitere Funktion von Hecken in der Agrarlandschaft ist ihr positiver Einfluss auf die Nutzflächen. Zum einen wirken sich Hecken ausgleichend auf kleinklimatische Bedingungen (Feuchtigkeit, Windschutz) aus, zum anderen dienen sie als Rückzugsgebiet für nützliche Organismen, wenn beispielsweise eine intensive Phase der Bodenbearbeitung ansteht. In der ökologischen Landwirtschaft wurden und werden deshalb nicht selten Hecken zwischen den Nutzflächen angelegt.
Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum
Verbreitung
Hecken findet man fast noch überall in Deutschland und man kann sie nicht als seltene Lebensräume bezeichen. Dennoch gibt es auch in Deutschland Agrarsteppen, wo sich riesige Nutzflächen aneinanderreihen und man vergebens nach Hecken sucht.
Gefährdung
Vorwiegend durch die Intensivierung der Landwirtschaft hat es - verglichen noch mit dem Beginn des letzten Jahrhunderts - erhebliche Verluste von Hecken in Deutschland gegeben. Sie sind mit der Etablierung großflächigerer Parzellen und der maschinelle Bearbeitung verloren gegangen.
Heute ist man sich der Bedeutung von Hecken wieder bewusst und sie werden teilweise wieder angelegt.
Zum Erhalt von Hecken ist nicht selten eine gewisse Pflege notwendig, also das Abschneiden äterer Gehölze; Hecken wurden beispielsweise früher auch zur Brennholzgewinnung genutzt. Mit Pflege ist aber nicht der intensive Schnitt viele Hecken in Vorgärten gemeint, vielmehr muss sie gut abgestimmt, parzellenartig und eher nur alle zehn bis zwanzig Jahre stattfinden. Zum Schutz von brütenden Vogelarten auch nur in der Herbst oder Winterzeit.
Besonderheiten
Kein andere Biotoptyp weisst eine so hohe Dichte von Stachel- oder Dornenpflanzen auf, wie Hecken, man denke an Scharzdorn, Weißdorn, Kreuzdorn, Rose und co. Diese haben nicht nur dem Menschen im Mittelalter Schutz geboten, sondern bieten auch Vögeln einen sehr guten Schutz für die Anlage von Nestern und die Aufzucht der Jungen. Gleichzeitig bietet ein großer Teil der Pflanzenarten Früchte an, welche von Vögeln gefressen werden und wiederum an anderer Stelle durch Ausscheidung der Samen für das Wachstum einer neuen Hecke sorgen. Man könnte von einer Symbiose sprechen, bei der Vögel ihre eigene "Schutzburg" bauen.
Im Zusammenhang mit der Neuanlage von Hecken gibt es daher auch eine interessante Variante: die Benjeshecke. In den 80er Jahren beschrieb ein Herr Benjes, wie man zur Förderung von Heckenbildung einfach Gehölzschnitt in der ausgeräumten Agrarlandschaft aufhäuft und sich selbst überlässt. Durch natürliche Ansamung oder rastende Vögel und ihre Hinterlassenschaften in Form von unverdauten Gehölzsamen, entstehen langfristig Heckenstrukturen.
Die Benjeshecke wurde vorwiegend propagiert, als man die Bedeutung von Hecken in das Bewustsein der Menschen bringen wollte und eine kostenguenstige Lösung zur Neuanlage von Hecken aufzeigen wollte. Langfristig kann sich auf diese Art und Weise durchaus ein wertvoller Heckenzug entwickeln.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Fliegen in diesem Lebensraum
Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum
Referenzlisten: