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Orchideen in Deutschland
Wohl keine heimische Pflanzenfamilie ist so beliebt, wie die Familie der Orchideen (Orchidaceae). Man kann es gut verstehen, denn die meisten Arten sind nicht nur wunderschön anzuschauen, sondern darüber hinaus gibt es auch sehr interessante Aspekte über ihre Ökologie und Systematik zu berichten.
Wohl gemerkt: Hier ist die Rede von unseren heimischen Orchideen und nicht von den wenigen Zuchtformen aus dem Baumarkt. In Deutschland gibt es ca. 90 verschiedene, wild wachsende Orchideenarten und in vielen Bundesländern gibt es Verbände (z.B. Arbeitskreise heimischer Orchideen), die sich zum Ziel gesetzt haben, Orchideen zu schützen und das Wissen über die Arten zu mehren.
Evolution und Kreuzungen
Man spricht oft davon, dass die Orchideen eine relativ junge Familie innerhalb der Pflanzen sind. Damit meint man, dass viele Arten sich erst vor kurzer Zeit - wir reden hier aber immer noch von Millionen Jahren - aufgespalten haben, also als unterschiedliche Arten abgrenzbar waren.
Die noch vorhandene nahe Verwandschaft innerhalb der Orchideen kann dazu führen, dass zwei getrennten Arten sich kreuzen und daraus lebensfähige Nachkommen entstehen - etwas, das in der Natur sonst nur die Ausnahme ist. Selbst zwischen unterschiedlichen Gattungen - der nächsthöheren systematischen Einteilung - gibt es bei Orchideen noch Kreuzungen.
Als Orchideenfreund muss man also damit leben, dass man im Gelände die kuriosesten Kreuzungen zwischen zwei Arten findet. Aber gerade das macht einen gewissen Reiz aus und es kann zu regelrechten Pilgerfahrten der Orchideenfreunde kommen, wenn an einem Standort ein besonders schönes/ungewöhnliches Exemplar einer solchen Kreuzung gefunden wurde.

Beispiel für eine Kreuzung zwischen zwei Arten: Helm-Knabenkraut (Links), Ohnhorn-Knabenkraut (Rechts) und die Kreuzung Helm-Knabenkraut x Ohnhorn-Knabenkraut (Mitte)
Die genaue Artbestimmung kann dadurch aber manchmal sehr schwierig werden, zumal wenn sich diese Artkreuzungen dann wieder mit anderen Arten kreuzen. Selbst der Fachmann unter den Pflanzenkundlern kann dann im Einzelfall oft nur ungenau formulieren: "Da ist noch was Anderes drin".
Systematik
Wie bei allen beliebten Gruppen im Tier- und Pflanzenreich steigt mit der Anzahl der interessierten Wissenschaftler auch die Anzahl der Meinungen, wie die vielen in der Natur beobachteten Formen in Untergruppen und schließlich Arten einzuteilen sind.
Zum einen ist es oft strittig, ob man bestimmte abweichenden Formen schon als eigene Arten bezeichnet oder aber nur als Unterart (also quasi Sonderform) einer bestehenden Art.

Zwei Unterarten des Stattlichen Knabenkrautes: Orchis mascula ssp. mascula und Orchis mascula ssp. speciosa. Man sieht die deutlichen Unterschiede in der Blütenform.
Zum anderen ist die Zuordnung zu Untergruppen - genauer Gattungen - innerhalb der Familie der Orchideen unklar. In neuerer Zeit hat man anhand der genetischen Ausstattung, also quasi dem genetischen Fingerabdruck, die Verwandschaftsverhältnisse der verschiedenen Arten geklärt. Diese Untersuchung hat teilweise zu deutlichen "Umsortierungen" der Systematik geführt, welche vorher in erster Linie anhand von äußeren Merkmalen vorgenommen wurde. Wir folgen i.d.R. dieser neuen Systematik und wissenschaftlichen Namensgebung.
Ökologie
Viele heimischen Orchideenarten sind quasi Kulturfolger und wachsen auf vom Menschen bewirtschafteten Grünland. Das große "aber" an diesem Fakt ist jedoch, dass Orchideen sehr empfindlich auf Nutzungsintensivierung - z.B. in Form von Düngung - reagieren. Sie sind dann sehr konkurrenzschwach und werden von anderen Arten verdrängt. Man kann deshalb auch behaupten, dass fast alle unsere heimischen Orchideen auf "mageren" Standorten wachsen. Selbst typische Waldarten bevorzugen oft lichte Wälder, welche auch durch historische Nutzung des Menschen und Aushagerung der Böden entstanden sein können. Im Gegensatz zur Nutzungsintensivierung hat allerdings die Nutzungsaufgabe, wie z.B. das Aufgeben traditioneller Schafbeweidung auf Magerrasen, den gleichen negativen Effekt. Auch dann dominieren zunächst zunehmend wenige Grasarten und schließlich Sträucher und die Orchideen sterben schließlich aus.
Viele Orchideen haben eine komplizierte Entwicklungsbiologie. Genauer gesagt haben viele Arten extrem kleine Samen, denen quasi keine eigenen Nährstoffe mitgegeben werden. Sie sind in diesen Fällen auf Pilzarten im Boden angewiesen, welche die Samen mit Nährstoffen versorgen. Einige Orchideenarten benötigen die Pilze nur für die Keimung, andere Arten ihr Leben lang und ohne die Pilze gibt es dann auch keine Orchideen. Interessant ist auch die Blütenbiologie: einige Arten ahmen Insekten nach und die Begattung der vermeintlichen Insektenpartner - z.B. durch bestimmte Wildbienenarten - führt zur Bestäubung der Orchideen.
Schutz
Die meisten Orchideen sind bei uns selten bis sehr selten. Daher genießen alle heimischen Orchideen nach Bundesnaturschutzgesetz einen besonderen Schutz.
Eine Hauptgefährdung für die heimischen Arten geht durch den Verlust oder die Veränderung ihrer Lebensräume aus. Wie bereits erwähnt kann dies sowohl durch Nutzungsintensivierung, als auch durch Nutzungsaufgabe geschehen. Beides sind negative Folgen der Intensivierungen in der Landwirtschaft.
Auf einen weiteren wichtigen Punkt muss auch noch hingewiesen werden: die Entnahme von Pflanzen durch Privatpersonen. Bei Orchideen kann es im Einzelfall durchaus durch unmittelbare Nachstellung durch den Menschen zu einer Gefährdung kommen. Man sollte (außer das dies eine strafbare Handlung ist) immer Bedenken, dass die Arten im heimischen Garten aufgrund ungeeigneter Lebensbedingung meistens nur wenige Jahre überdauern, bevor sie ganz absterben. Auch der Erwerb heimischer Arten über Online-Portale ist problematisch: nur wenige Fachleute können wilde Orchideen-Arten überhaupt züchten (bei einigen Arten geht es gar nicht) und es handelt sich daher teilweise um strafbare Wildentnahmen, die zum Verkauf angeboten werden. Am besten sollte man also auf den Besitz heimischer Arten verzichten und sie lediglich in der Natur bewundern.
Aktuell auf dieser Website aufgenommene Orchideen
Folgende Arten aus Deutschland sind noch nicht aufgenommen:
- Bugac-Ständelwurz (Epipactis bugacensis)
- Elbe-Ständelwurz (Epipactis albensis)
- Grünblütige Ständelwurz (Epipactis phyllanthes)
- Hellgelbe Fingerwurz (Dactylorhiza incarnata subsp. ochroleuca)
- Kleinblättrige Ständelwurz (Epipactis microphylla)
- Korallenwurz (Corallorhiza trifida)
- Lappland-Fingerwurz (Dactylorhiza lapponica)
- Österreichisches Kohlröschen (Gymnadenia austriaca)
- Ostsee-Fingerwurz (Dactylorhiza russowii)
- Rhellicanus-Kohlröschen (Gymnadenia rhellicani)
- Schmallippige Ständelwurz (Epipactis leptochila)
- Sommer-Wendelorchis (Spiranthes aestivalis)
- Spitzel-Knabenkraut (Orchis spitzelii)
- Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii)
- Sumpf-Weichwurz (Hammarbya paludosa)
- Traunsteiner-Fingerwurz (Dactylorhiza traunsteineri)
- Übersehene Ständelwurz (Epipactis leptochila subsp. neglecta)
- Violette Ständelwurz (Epipactis purpurata)
- Widder-Kohlröschen (Gymnadenia widderi)
