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Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Felswatt

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Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Felswatt

Das Wattenmeer an Nord- und Ostsee

Das Wattenmeer kennt wohl jedermann in Deutschland; also schlickig-sandige Küstenabschnitte der Nordsee, die mehr oder weniger pflanzenfrei sind und zweimal am Tag bei Ebbe trockenfallen. Was viele nicht wissen: unser Wattenmeer - insbesondere wenn man die klimatischen Bedinungen berücksichtigt - ist ein sehr seltener Lebensraum, der sonst nur noch in wenigen Regionen auf der Welt anzutreffen ist. Das deutsche Wattenmeer ist in Bezug auf die Flächenausdehnung darunter mit Abstand der bedeutendste!

Felswatt ist die Entsprechung mit festem, felsigen Untergrund, welcher im Gegensatz dazu bei uns nur kleinflächig vor Helgoland vorkommt.

Charakteristisch sind im Schlick-/Sandwattenmeer neben der wechselnden Feuchtigkeit auch die stark schwankenden Temperaturen und Salzgehalte in diesem Lebensraum. Dies führt zu einer einzigartigen Artengemeinschaft und der Stellenwert des Wattenmeers insbesondere für die Tierwelt kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Man geht von alleine über 250 Arten von Kleinlebewesen aus, die einzigartig auf der Welt nur hier vorkommen - sogenannte Endemiten.

Zum Einen sind es die zahlreichen Tiere, welche unmittelbar im Watt leben. Sie dienen wiederum einer vielfältigen Fisch- , Krebs- und Vogelwelt als Nahrungsgrundlage. Das Wattenmeer ist ein sehr wichtiger Sommerlebensraum für unsere Küstenvögel und darüber hinaus ein Überwinterungsraum für Vogelarten aus Nordeuropa. In Herbst und Winter sammeln sich dort dann unglaubliche Mengen von Vögeln. Es ist kaum möglich bestimmte Fisch-, Muschel-, Krebs- oder Vogelarten aus der Vielfalt aller Arten herauszugreifen, welche im Wattenmeer dauerhaft oder zeitweilig auftreten können. Auf dem Foto sind es vorwiegend Brandgänse, Ringelgans, Großer Brachvogel, Lachmöwe, Silbermöwe und insbesondere Alpenstrandläufer, welche in beeindruckenden Schwärmen durch das Watt ziehen.

Nicht zu vergessen sind darüber hinaus die Säugetiere, welche an den Küsten Deutschlands leben. Im Wasser der Schweinswal (Phocoena phocoena), welcher auch in der Ostsee lebt oder die beiden Robbenarten Kegelrobbe (Halichoerus grypus) und Seehund (Phoca vitulina), welche viele von Naturfilmen kennen.

Verbreitung

In Deutschland ist das Schlickwatt großflächig an der Nordseeküste und um die Inseln ausgebildet, wobei insbesondere die Küste Schleswig-Holsteins zu nennen ist. Die Flächen sind in den Wattenmeernationalparke integriert und in verschiedene Schutzzonen eingeteilt. Nur kleinere Bestände kommen an der Ostseeküste als Windwatt (bei ablandigem Wind freifallende Flächen) vor, z. B. im Greifswalder Bodden und in der Wismarbucht.

Felswatt ist bei uns nur vor Helgoland ausgeprägt.

Natura 2000 Lebensraumtyp

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 1140

Das "Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Mischwatt" (1140) ist ein Natura2000-Lebensraumtyp. Darüber hinaus können auch in dem Verbundlebensraumtyp "Astuarien" (1130) Wattflächen vorhanden sein, welche dort im Einfluss des Brackwassers stehen.

© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.


Gefährdung

Das Wattenmeer ist vielfältigen Belastungen ausgesetzt: Nähr- und Schadstoffeintrag über Ost- und Nordsee, Schädigung durch Grundschleppnetz- und Muschelfischerei, Ölförderung und dadurch riskierte Ölunfälle, Schifffahrt und selbst millitärische Nutzung. In den letzten Jahren sind Windkraftanlagen und die dafür nötigen Zuleitungen hinzugekommen.

Steigender Tourismus ist zwar für die unmittelbar im Watt lebenden Organismen ein vernachlässigbares Problem, dafür aber ein umso größeres Problem für die auf und von dem Watt lebenden Vögel und Säugetiere. Vögel im Wattenmeer haben eine derart erhöhte Fluchtdistanz, dass Störungen durch den Menschen zu erheblichem Stress führen. Gerade in der Winterzeit, in der rastende Vögel in großer Anzahl auftreten oder zur Brutzeit im Sommer reagieren die Vögel sehr empfindlich. Der einzige Ausweg ist die Ausweisung von Schutz- und Ruhezonen, welche nur den Tieren vorbehalten sind und ihnen einen störungsfreie Nahrungssuche und Aufzucht der Jungen ermöglicht.

Tagfalter in diesem Lebensraum

Säugetiere in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

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Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010)
Finck et al. (2017) 02.01, 05.01, 32.06
EUNIS 2021/22 MA12, MA13, MA52, MA53, MA62, MA63
EuroVeg-Checklist
Delarze et al. (2015)
Natura 2000 1140
Häufigkeit mittel

Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/kuesten-salzvegetation/vegetationsfreies-schlick-sand-und-mischwatt/
Datum: 19.03.2024
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