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Vierfleck (Libellula quadrimaculata)

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Vierfleck (Libellula quadrimaculata)

Der erwachsene Vierfleck (Libellula quadrimaculata) erreicht Körperlängen zwischen 41 und 45 Millimetern, wovon 25 bis 30 Millimeter auf das Abdomen entfallen. Es existiert kein ausgeprägter Sexualdimorphismus; Weibchen und Männchen sehen also annähernd gleich aus. Das Tier hat ein gelbliches Gesicht, das nach oben durch eine schwarze Linie zwischen den Fühlern begrenzt wird, und einen mattbraunen Thorax, der stark mit Härchen bewachsen ist. Die ersten sechs Segmente des Abdomens sind bräunlich und insbesondere bei jüngeren Exemplaren leicht durchschimmernd. Die Segmente sieben bis zehn sind schwarz und weisen seitlich jeweils einen gelben Strich auf. Die Beine sind schwarz gefärbt.

Die Hinterflügel der Virflecks erreichen eine Länge von 31 bis 38 Millimeter, womit sich eine Flügelspannweite um sieben oder acht Zentimeter ergibt. Die Flügelmusterung, welche für den Namen verantwortlich ist, besteht aus einem bernsteinfarbenen Streifen an der Flügelbasis und einem kleinen schwarzen Fleck am Nodus. An der Basis der Hinterflügel befindet sich zudem noch ein kleiner, dreieckiger, schwarzer Fleck. Die Äderung der Hinterflügel ist rötlich-braun, das Flügelmal (Pterostigma) bräunlich schwarz und etwa vier Millimeter ausgedehnt. Die oberen Hinterleibsanhänge der Männchen (Cerci) sind ungefähr dreimal so lang wie die unteren und stark ausgeprägt.

Die Larven des Vierflecks werden 22 bis 26 Millimeter lang und um die acht Millimeter breit. Sie sind orange-braun gefärbt und ihre Oberfläche ist mit vielen kleinen Härchen besetzt. Der Hinterleib (Abdomen) ist abgerundet und kürzer als die Beine, was den Larven eine sehr gedrungene Erscheinungsweise verleiht. Das Abdomen geht am Hinterende in fünf kurze, dornartige Anhänge über, die sogenannte Analpyramide. Die Hautausstülpungen, in denen die Flügel heranwachsen (Flügelscheiden), sind um die sieben Millimeter lang. Der Kopf weist eine Breite von ungefähr sechs Millimetern auf und ist an der Oberseite konvex geformt. Die Punktaugen (Ocellen) sind bereits als helle Punkte angedeutet, die Augen hingegen sind senkrecht zur Mittelachse gestreckt und sitzen an den seitlichen Vorderkanten des Kopfes. Auf beiden Seiten des unpaaren Vorderteils der Unterlippe, dem sogenannten Prämentum, besitzt die Larve acht bis 13 kleine Borsten. Die Fühler bestehen aus sieben Segmenten. Während die ersten zwei eher kurz und geschwollen sind, sind die restlichen fünf eher schlank. Das letzte, das fünfte sowie das vierte Segment sind gepunktet. Auf den wenig muskulösen Beinen haben die Larven graue Ringe, die mit dem Alterungsprozess dunkeln und nach einiger Zeit nahezu verschwinden. Auch die Beine und insbesondere die Unterschenkel (Tibiae) sind wie das gesamte Tier stark behaart. Die Länge der Beine nimmt von vorne mit zwölf Millimetern über das mittlere Beinpaar mit ebenfalls zwölf Millimetern nach hinten bis auf 19 Millimeter zu.

Verbreitung

Der Vierfleck ist überall in Deutschland verbrietet und meist häufig.

Ökologie

Die ersten Vierflecke schlüpfen im Mai, wobei in warmen Jahren der Vierfleck auch bereits Ende April fliegt. Je nach Klima reicht die Schlüpfzeit bis in den beginnenden Juni, bei warmer Witterung kann sie sich bis in den Juli ausdehnen. Die Flugzeit endet Mitte bis Ende August. Über den Tag beginnt der Vierfleck seinen Flug unabhängig von den Lichtverhältnissen, sobald es warm genug ist.

Die Paarung dauert üblicherweise zwischen drei und 30 Sekunden und findet im Rüttelflug statt. Danach legt das Weibchen 2500 bis 3500 Eier in einem wippenden Flug ab, indem sie mit dem Hinterleib immer wieder die Wasseroberfläche berührt. Die Eier werden durch eine durchsichtige Gallerthülle geschützt und sinken auf den Boden des Gewässers, oder bleiben an der Unterwasservegetation kleben, die sie zufällig treffen. Ein weiterer Vorteil der Gallerthülle ist es, dass sie der ideale Nährboden für kleine Algen ist, die die Eier tarnen. Sie sind annähernd kugelförmig, ungefähr 0,5 Millimeter lang und 0,43 Millimeter breit. Ihre Farbe ist gelblich bis weiß. Mit zunehmender Entwicklung verfärben sie sich gelb- beziehungsweise orangebraun.

Wie beim Plattbauch bewacht das Männchen des Vierflecks das Weibchen so lange, bis es die Eiablage beendet hat. Die Entwicklung der Embryonen vollzieht sich abhängig von der Temperatur in zwei bis sieben Wochen. Das anschließende Larvenstadium gliedert sich in zwölf oder mehr Stadien, wobei das Prolarvenstadium nicht mitgezählt wird. Der Zeitraum zwischen zwei Häutungen ist variabel und verlängert sich von Häutung zu Häutung. So benötigt die Larve bis zur ersten Häutung nur ein bis zwei Wochen, bei den späteren Häutungen beträgt der Abstand aber bereits bis zu 72 Tage. Vor der Metamorphose kann die Larve auch in einer Diapause überwintern. Die Entwicklungszeit der Libelle liegt damit zwischen zwei und drei Jahren.

Gefährdung

Der Vierfleck ist nicht gefährdet.

Besonderheiten

Der Vierfleck ist dafür bekannt, in Schwärmen zu wandern. Diese Schwärme können gigantische Ausmaße annehmen. Beispielsweise setzte sich der größte über Deutschland beobachtete Schwarm am 19. Mai 1862 aus schätzungsweise 2,4 Milliarden Tieren zusammen. Die Züge erreichen bei ihren Wanderungen auch beachtliche Flächenausbreitungen. So gibt es Berichte, die 330 Quadratkilometer erwähnen, womit der Vierfleck auch die Wanderlibelle deutlich übertrifft. Die Schwärme bilden sich meist, wenn die Temperatur nach einem kühlen Frühjahr plötzlich steigt und sie vergrößern sich danach sukzessive, indem sich Individuen von anderen Gewässern beim Überflug in einer Art Herdentrieb anschließen. Die Tiere stammen also nach heutigem Forschungsstand nicht von einem einzigen Gewässer, wie es früher angenommen wurde. Ein weiterer Auslöser für eine Migration ist unter Umständen ein parasitärer Befall mit den Saugwürmern der Gattung Prosthogonimus, der die Libelle „umprogrammiert“. Die sich so ergebenden Schwärme sind nicht artenrein, sondern weisen meist auch Vertreter anderer Arten - zum Beispiel den Plattbauch - auf. Zahlenmäßig sind diese Beimischungen aber vernachlässigbar. Die sich bildenden Schwärme steigen in eine Höhe von weniger als 20 Metern auf, können aber in der Ausdehnung bis zu 30 Meter Höhe erreichen. Die Migration kann bis zu sieben Tage dauern, wobei sie während der Nachtstunden unterbrochen wird. Zur Orientierung bevorzugen die Libellen wohl gradlinige Strukturen, wie Eisenbahnen, Kanäle und Küstenlinien.

Lebensraum

Der Vierfleck ist charakteristisch für pflanzenreiche Weiher. Er tritt oft in hoher Dichte (Abundanz) am Rand von verlandenden Gewässern, in Sümpfen und an Moorgewässern auf. In sauren Zwischenmooren, wie beispielsweise vermoorten Dünentälern, trifft man die Art stetig an. Wiedervernässte Hochmoore werden oft massenhaft besiedelt. An langsam fließenden Gewässern bewohnt sie Altarme und Seitenbuchten sowie Auwaldtümpel mit starkem Pflanzenbewuchs.

Lebensräume in denen die Art vorkommt

Typische Lebensräume

Altarme und Altwasser
Altarme und Altwasser

Die Kinderstube für viele Fischarten ...

Flache Stillgewässer mit Wasserhahnenfuß oder Sumpf-Wasserstern
Flache Stillgewässer mit Wasserhahnenfuß oder Sumpf-Wasserstern

Amphibischen Pioniergesellschaften in Flachwasserzonen ...

Klare, kalkreiche gelegentlich trockenfallende oder neu entstandene Gewässer mit Armleuchteralgen
Klare, kalkreiche gelegentlich trockenfallende oder neu entstandene Gewässer mit Armleuchteralgen

Klare Tümpel mit Pionierpflanzen ...

Stillgewässer mit Beständen des Laichkrautes
Stillgewässer mit Beständen des Laichkrautes

Verbreitete Schwimmblattgesellschaft in Deutschland ...

Stillgewässer mit einer Decke der Kleinen Wasserlinse
Stillgewässer mit einer Decke der Kleinen Wasserlinse

Grüne Teppiche auf Tümpeln ...

Stillgewässer mit frei schwimmenden Krebsscheren- und Froschbissbeständen
Stillgewässer mit frei schwimmenden Krebsscheren- und Froschbissbeständen

Blühende Wasserpflanzendecken ...

Stillgewässer mit Seerosen
Stillgewässer mit Seerosen

Natürlicherweise nährsoffreiche Gewässer mit Unterwasser- und Schwimmblattvegetation ...

Tümpel
Tümpel

Der kleine Feuchtbiotop als Lebensraum für Frösche und Libellen ...

Ufer praealpiner Seen mit Strandschmielenrasen und Bodenseevergissmeinicht
Ufer praealpiner Seen mit Strandschmielenrasen und Bodenseevergissmeinicht

Das besondere Ufer des Bodensees ...

Wasserführende Gräben
Wasserführende Gräben

Ein Rückzugsgebiet von Tieren und Pflanzen in der Agrarlandschaft ...

Weiher und Seen mit geringer Nährstoffzufuhr (oligotroph)
Weiher und Seen mit geringer Nährstoffzufuhr (oligotroph)

Klare Seen mit geringer organischer Produktion ...

Weiher und Seen mit mittlerer Nährstoffbelastung (mesotroph)
Weiher und Seen mit mittlerer Nährstoffbelastung (mesotroph)

Ein verbreiteter Seentyp ...

Zeitweilig trockenfallende Gewässerufer mit Strandlingsgesellschaften
Zeitweilig trockenfallende Gewässerufer mit Strandlingsgesellschaften

Amphibische Uferlebensräume an sauberen Süßgewässern ...



Weitere Lebensräume

Schlenken in naturnahen Hochmooren mit Weißem Schnabelried
Schlenken in naturnahen Hochmooren mit Weißem Schnabelried

Feuchte Mulden in Hochmooren ...

Großseggenriede
Großseggenriede

Ein saurer und sehr nasser Lebensraum ...

Beeinträchtige, renaturierungsfähige Hochmoore
Beeinträchtige, renaturierungsfähige Hochmoore

Hochmoore auf ihrem langen Weg zu besseren Bedingungen ...

Naturnahe Moorgewässer (dystrophe Seen)
Naturnahe Moorgewässer (dystrophe Seen)

Nährstoffarme braune klare Moorseen und -Teiche ...

Saure, nährstoffarme Moortümpel und Moorgewässerränder mit Wasserschlauch und Torfmoos
Saure, nährstoffarme Moortümpel und Moorgewässerränder mit Wasserschlauch und Torfmoos

Sehr saure Moortümpel mit Wasserpflanzen ...

Schilf- und Rohrkolbenröhrichte an Stillgewässern
Schilf- und Rohrkolbenröhrichte an Stillgewässern

Natürliche Monokulturen zwischen Land und Wasser ...

Schwach basische, klare Gewässer mit Glanzleuchteralgen-Rasen
Schwach basische, klare Gewässer mit Glanzleuchteralgen-Rasen

Schwach basische, klare Stillgewässer ...

Zwischenmoore mit Faden-Segge und Schwingrasen
Zwischenmoore mit Faden-Segge und Schwingrasen

Schwingende Zwischenstadien zwischen Hoch- und Flachmoor ...


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Kenndaten

Ordnung Odonata
Familie Libellulidae
Art Vierfleck
Wiss. Libellula quadrimaculata
Autor (Linnaeus, 1758)
Häufigkeit sehr häufig
Länge 4.1 - 4.5 cm
Spannweite 7 - 8 cm
Eizahl 3500

Auftreten im Jahr

J F M A M J J A S O N D

Höhenverbreitung

Download Artenliste

Libellen in Deutschland


Online: https://www.deutschlands-natur.de/tierarten/libellen/vierfleck/
Datum: 19.03.2024
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