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Rotflügelige Ödlandschecke (Oedipoda germanica)

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Rotflügelige Ödlandschecke (Oedipoda germanica)

Die Männchen der Rotflügligen Ödlandschrecke erreichen eine Körperlänge von 16 bis 22, die Weibchen von 22 bis 32 Millimetern. Die Tiere sehen der Blauflügeligen Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) sehr ähnlich, da ihre Körperfarbe ebenso je nach bewohntem Gebiet zwischen hellgrau bis dunkelbraun und schwärzlich variiert und auf den dunklen Vorderflügeln und Hinterbeinen ebenso zwei helle Binden eine dunkle einschließen. Eindeutiges Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Arten sind die Hinterflügel. Wie der Name zum Ausdruck bringt, besitzt die Rotflügelige Ödlandschrecke rot gefärbte Hinterflügel, an deren Außenrand eine breite schwarze Binde verläuft. Diese ist ausgeprägter als bei O. caerulescens und verläuft nicht nur entlang des gesamten Außenrandes, sondern auch kurz hinter dem Vorderrand von der Flügelspitze spitz zulaufend bis zum Flügelansatz. Die Flügelspitze ist normalerweise durchsichtig dunkel gefärbt, kann aber auch schwarz und undurchsichtig sein. Die Flügelfärbung kann gelegentlich auch rötlichgelb, orange oder gelb sein. Die Hinterschenkel besitzen am Oberrand eine Stufe, welche aber weniger stark ausgebildet ist als bei der ähnlichen Art. Die Stirnrippe zwischen den Fühlern ist anders als bei der Blauflügeligen Ödlandschrecke ungekielt. Die Schienen (Tibien) an den Hinterbeinen sind grau gefärbt und tragen basal einen hellen Ring. Durch ihre Färbung ist sie sehr gut an den Moos- und Flechtenbewuchs ihres Lebensraumes angepasst.

Die Rotflüglige Ödlandschrecke ist auf Fotos - bei geschlossenen Flügeln - nur sehr schwer von der Blauflügligen Ödlandschrecke zu unterscheiden.

Verbreitung

Verbreitung Oedipoda germanica

Die Rotflüglige Ödlandschrecke ist bei uns sehr selten und kommt nur lokal auf Wärmeinseln in der südlichen Hälfte von Deutschland vor.

© Verbreitungskarte. Deutsche Gesellschaft für Orthopterologie e.V. (DGfO)


Ökologie

Wie auch andere Ödlandschrecken sind die Rotflügligen Ödlandschrecken an das Leben auf dem Boden angepasst und bewegen sich fast ausschließlich gehend fort. Sie können allerdings auch sehr gut fliegen. Das Fluchtverhalten der Art ist ebenso typisch für Ödlandschrecken. Bei Gefahr fliegen sie in einem behänden Flug auf, um ihre leuchtend roten Hinterflügel zu zeigen, und nach einem plötzlichen Hakenschlag auf einem Felsen zu landen, auf dem sie durch ihre Färbung fast nicht zu erkennen sind.

Die Tiere ernähren sich von krautigen Pflanzen wie beispielsweise von Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys), Hügel-Meier (Asperula cynanchica), Gewöhnlichem Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), Aufrechtem Ziest (Stachys recta) oder Schmalblättrigem Hohlzahn (Galeopsis angustifolia). Die jeweils gefressenen Pflanzen stehen vermutlich in Bezug zum jeweils vorgefundenen Angebot des bewohnten Habitats. Es wurden auch Tiere beim Befressen von Aas beobachtet.

So wie auch bei den anderen Arten der Ödlandschrecken kann man bei der Rotflügeligen Ödlandschrecke keinen charakteristischen Gesang definieren. Männchen erzeugen kurze Schwirrlaute, beide Geschlechter können mit ihren Mandibeln knacken. Vor der Paarung kann man auf etwa einen Meter Distanz kurze metallische Laute wahrnehmen. Ein desinteressiertes Weibchen lehnt das Männchen mit Fußtrommeln ab, wobei mit den Tarsen meistens nur einmal, gelegentlich auch mehrmals mit Abständen hintereinander auf den Boden getrommelt wird. Männchen wie Weibchen bewegen als Ausdrucksbewegung die Schenkel der Hinterbeine langsam auf und ab.

Die Weibchen beginnen etwa 20 Tage nach der Imaginalhäutung mit der Eiablage. Sie legen im Abstand von fünf bis acht Tagen fünf Mal jeweils etwa 18 Eier in den Boden ab. Die darauffolgenden Eiablagen finden ungefähr alle 10 Tage mit nur mehr etwa 10 Eiern statt. Die Eier können für kurze Zeit Temperaturen von über 50 °C unbeschadet überstehen. Die daraus schlüpfenden Larven häuten sich nach insgesamt fünf Larvenstadien meist bis Ende Juli, spätestens bis Mitte August zum adulten Tier. Im Extremfall findet man Larven auch noch Mitte Oktober. Die Imagines findet man in normalen Jahren von Juli bis Oktober.

Gefährdung

Rotflüglige Ödlandschrecken sind vom Aussterben bedroht.

Insbesondere der Verlust von Trockenrasenflächen, Schutthalden und die Umstrukturierung von traditionell bewirtschafteten Weinbergen zu industriellem Anbau, aber auch das Zerstören von Sekundärhabitaten in Steinbrüchen und Abraumhalden durch Arbeitstätigkeit an einst stillgelegten Bereichen, hat die Populationen der Art stark beeinträchtigt.

Lebensraum

Die Art bevorzugt warme und trockene Habitate, kommt aber ausschließlich an schwach bewachsenen, steinigen oder felsigen Orten, wie beispielsweise an steilen Südhängen, Schuttfluren und Felsen, Felsenheiden, schwach bewachsenem Trockenrasen, oder in diesen Lebensräumen sehr ähnlichen Steinbrüchen vor. Schotterflächen an Flussufern werden auch besiedelt, aber nur dann, wenn sie den bevorzugten Lebensräumen sehr ähnlich sind.

Lebensräume in denen die Art vorkommt

Typische Lebensräume

Flachgründige Trockenrasen auf basischem Untergrund
Flachgründige Trockenrasen auf basischem Untergrund

Karke, trockene Extremstandorte auf basischem Gestein ...

Kalkfelskuppen und -bänder mit Blaugras-Bleichschwingelrasen
Kalkfelskuppen und -bänder mit Blaugras-Bleichschwingelrasen

Trockene, sonnige Standorte mit Grasarten ...

Kalkfelskuppen und -bänder mit Pioniergesellschaften
Kalkfelskuppen und -bänder mit Pioniergesellschaften

Bunte Pioniervegetation auf Felsen und Rohböden ...

Kalkschutthalden der Mittelgebirge und des Flachlandes
Kalkschutthalden der Mittelgebirge und des Flachlandes

Kalkreiche Schotterhänge in den Mittelgebirgen ...

Kontinentale Federgras-Steppenrasen
Kontinentale Federgras-Steppenrasen

Steppenlebensräume wärmebegünstigten, sommertrockenen Gebieten in Deutschland ...

Kontinentale Fiederzwenken-Halbtrockenrasen
Kontinentale Fiederzwenken-Halbtrockenrasen

Magerrasen in kontinentalen Trockengebieten Deutschlands ...

Silikat- und Blockschutthalden der Mittelgebirge und des Flachlandes
Silikat- und Blockschutthalden der Mittelgebirge und des Flachlandes

Warme Extremstandorte in den Mittelgebirgen ...

Silikatfelskuppen und -bänder mit Dickblattgewächsen
Silikatfelskuppen und -bänder mit Dickblattgewächsen

Steine und Felsen mit Sukkulenten ...

Trockenwarme Ruderalflächen mit Eselsdisteln
Trockenwarme Ruderalflächen mit Eselsdisteln

Trockenwarme Pionierlebensräume ...

Trockenwarme Waldränder und Gebüsche mit Berberitzen
Trockenwarme Waldränder und Gebüsche mit Berberitzen

Trockene und sonnenexponierte Extremstandorte ...

Weinberge und ihre Brachen
Weinberge und ihre Brachen

Wärmeinseln und altes Kulturland ...



Weitere Lebensräume

Mäßig trockene Ruderalflächen mit Wilder Möhre und Steinklee
Mäßig trockene Ruderalflächen mit Wilder Möhre und Steinklee

Der unbeachtete Kleinbiotop in Städten und Dörfern ...

Schwermetallrasen mit Galmei-Veilchen
Schwermetallrasen mit Galmei-Veilchen

Relikte alter Erzabbaustellen, die von der Natur erobert werden ...

Schwermetallrasen mit Schwermetall-Grasnelke
Schwermetallrasen mit Schwermetall-Grasnelke

Nelkenrasen auf alten Erzhalden ...

Trespen-Halbtrockenrasen auf basenreichen Böden
Trespen-Halbtrockenrasen auf basenreichen Böden

Orchideenvielfalt in wärmebegünstigten Lagen von Kalkgebieten ...

Zwergkirschen- und Steinweichsel-Gebüsche an trockenwarmen Felshängen
Zwergkirschen- und Steinweichsel-Gebüsche an trockenwarmen Felshängen

Niedrige Sträucher in sehr wärmebegünstigter Lage ...


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Kenndaten

Ordnung Orthoptera
Familie Acrididae
Art Rotflügelige Ödlandschecke
Wiss. Oedipoda germanica
Autor (Latreille, [1804])
Rote Liste D 1
Häufigkeit sehr selten
Länge 1.6 - 3 cm

Auftreten im Jahr

J F M A M J J A S O N D

Höhenverbreitung

Download Artenliste

Heuschrecken in Deutschland


Online: https://www.deutschlands-natur.de/tierarten/heuschrecken/rotfluegelige-oedlandschecke/
Datum: 04.10.2024
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