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Reh  (Capreolus capreolus)

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Reh (Capreolus capreolus)

Das Reh (Capreolus capreolus) wird auch Europäisches Reh genannt, da es noch eine weitere Rehart in Sibirien gibt. Es ist die in Europa häufigste und kleinste Art aus der Familie der Hirsche, systematisch mit Ren und Elch jedoch näher verwandt, als mit dem heimischen Rothirsch.

Ausgewachsene Rehe haben eine Körperlänge von 93 bis 140 Zentimeter und erreichen eine Schulterhöhe zwischen 54 und 84 Zentimeter. Sie wiegen je nach Ernährungszustand zwischen 11 und 34 Kilogramm.

Der Kopf ist im Verhältnis zur Körperlänge kurz, im Profil wirkt er fast dreieckig. Die Ohren sind lang-oval und zugespitzt und entsprechen in ihrer Länge etwa zwei Dritteln der Kopflänge. Die Iris ist schwarzbraun mit einer quer gestellten Pupille. Der Hals ist schlank und länger als der Kopf. Das Haarkleid ist im Sommer auf der Körperoberseite und den Außenseiten des Körpers glänzend, wobei die Färbung individuell von einem dunklen Braunrot bis zu einem Fahlgelb variieren kann. Die Innenseite der Läufe und der Unterbauch sind heller und gelblicher. Die Region um den After, der sogenannte Spiegel, hebt sich vom übrigen Fell ab und ist gewöhnlich von gelblich weißer Farbe. Böcke (Foto) haben am Kinn und an jeder Seite der Oberlippe einen kleinen weißen Fleck, auch oberhalb der Nasenpartie ist häufig ein weißer Fleck ausgebildet. Die Ohren sind bei beiden Geschlechtern auf der Außenseite braungrau mit einem dunklen bis schwarzen Rand, innen ist das Ohr dagegen hellgrau bis weiß. Der Übergang vom Sommer- zum Winterhaarkleid erfolgt im September und Oktober. Im Winter variiert die Farbe des Haarkleides zwischen Hell- und Dunkelgrau. Auch im Winterhaarkleid ist die Körperunterseite heller als die Körperoberseite.

Das Fell der Rehkitze ist rotbraun und weist zunächst eine weiße Punktierung auf dem Rücken und auf den Flanken auf. Diese weiße Fleckenzeichnung wird ab einem Alter von einem Monat allmählich undeutlicher und verschwindet bis zum Alter von zwei Monaten durch das Überwachsen durch rote Sommerhaare. Unter dem langen roten Haaren sind die weißen und braunen Kitzhaare noch bis zum Wechsel in das Winterhaarkleid vorhanden.

Nur die Böcke (Foto) tragen ein Geweih/Gehörn. Es besteht aus zwei runden bis ovalen Stangen, die bei Böcken in Mitteleuropa durchschnittlich eine Länge von 15 bis 20 cm erreichen.

Verbreitung

Rehe sind in Deutschland verbeitet und häufig.

Ökologie

Das Reh besiedelte ursprünglich Waldrandzonen und -lichtungen. Es hat sich aber erfolgreich eine Reihe sehr unterschiedlicher Habitate erschlossen und kommt mittlerweile auch in offener, fast deckungsloser Agrarsteppe vor. Aufgeschreckte Rehe suchen gewöhnlich mit wenigen, schnellen Sprüngen Schutz in Dickichten. Rehe sind Wiederkäuer und werden als Konzentratselektierer bezeichnet, da sie bevorzugt eiweißreiches Futter äsen. Während des Sommerhalbjahrs lebt das Reh überwiegend einzeln oder in kleinen Gruppen, bestehend aus einer Ricke und ihren Kitzen, im Winter bilden sich Sprünge, die meist mehr als drei oder vier Tiere umfassen. Rehe, die in der offenen Agrarlandschaft leben, bilden Sprünge von mehr als zwanzig Individuen.

Die Höhenverbreitung reicht von der Tiefebene bis in alpine Höhenlagen von 3.000 Metern. Allerdings ist es in hochalpinen Regionen oberhalb der Baumgrenze und in offenem Grasland selten. Regionen mit strengen Wintern und hohen, lang andauernden Schneelagen sind für Rehe wenig geeignet, da sie sich in hohem Schnee nur schlecht fortbewegen und an Nahrung gelangen können. Rehe überwintern in solchen Regionen auf zum Teil verhältnismäßig kleinräumigen Stellen, an denen sich auf Grund topographischer Merkmale weniger Schnee ansammelt. Rehe sind außerdem erfolgreiche Kulturfolger, die auch vom Menschen stark überformte Lebensräume besiedeln.

Das Reh ist ein ausgeprägt geruchlich orientiertes Tier. Rehe sind in der Lage, bereits geringe Duftreize wahrzunehmen und riechen einen Menschen aus einer Entfernung von 300 bis 400 Metern.

Ein bellender Laut ist die auffälligste und am häufigsten zu vernehmende Lautäußerung des Rehs. Belllaute sind meist dann zu hören, wenn Rehe aufgeschreckt werden, aber die Ursache der Störung noch nicht identifiziert haben. Der Laut drückt eher Erregtheit und Aggression als Angst aus.

Die Brunft der Rehe beginnt Anfang Juli bis August. Kitze findet man dann in Mai und Juni des folgenden Jahres.

Rehe werden bis zu 25 Jahre alt. Zu den natürlichen Feinden gehören vor allem Fuchs, Luchs und Wolf.

 

Gefährdung

Rehe sind nicht gefährdet und nehmen in ihren Beständen eher zu.

Besonderheiten

Auf Grund ihrer verhältnismäßig geringen Größe genügen Rehen bereits kleine Waldreste oder Hecken als Deckung. Entsprechend besiedeln Rehe auch die offene Agrarsteppe. Es wird zwischen den Ökotypen Waldreh und Feldreh unterschieden. Während das Waldreh nach wie vor waldnahe Habitate besiedelt, ist das Feldreh in der deckungsarmen offenen Agrarlandschaft zuhause und hat seine Ernährung überwiegend auf Feldfrüchte umgestellt. Feldrehe kehren jedoch in die für sie optimale Waldrandzone zurück und ändern ihre Ernährungs- und Verhaltensweise, wenn die Rehbestandsdichte in diesen Zonen zurückgeht.

Das Reh ist "Wildtier des Jahres 2019".

Unser Kommentar

Bei überhöhter Wilddichte ohne ausreichende Ernährungsgrundlage kann es zu einer deutlichen Verarmung der gesamten Waldflora kommen. Die in den letzten Jahren stark zunehmenden Rehbestände haben erhebliche Folgen. Zu Verbiss kommt es unter anderem an für die Waldverjüngung wichtigen Baumarten. Verbissschäden können in folgende drei Kategorien unterschieden werden:

  • Die Verminderung der Naturverjüngung des Waldes durch Verbiss von Keimlingen und jungen Pflanzen
  • Die Entmischung des Waldbestandes durch selektiven Verbiss der vom Reh bevorzugten, aber nur in geringen Anteilen beigemischten Baumarten
  • Die Wachstumshemmung durch Verbiss des Leittriebes und der Seitentriebe an mehrjährigen Waldpflanzen.

Eine sehr hohe Dichte der Rehe ist somit nicht erstrebenswert und stellt ein Problem für das Ökosystem Wald dar. In dem Zusammenhang ist die Jagd auf Rehe aus Sicht des Naturschutzes sinnvoll. Die Hauptfeinde und natürlichen Regulatoren des Rehes sind Luchs und Wolf. Deren Etablierung ist somit auch aus diesem Grund außerordentlich positiv zu bewerten.

Lebensraum

In der Waldlandschaft Europas besiedelte das Reh Waldlichtungen, Waldrandzonen sowie andere, unterwuchsreiche und baumarme Lebensräume wie Auen, Deltas und Riede, die nicht in Waldlandschaften übergehen. Die heute von Agrarflächen durchzogenen oder umgebenen Waldgebiete bieten dem Reh deutlich mehr Lebensraum. Die Bestandsdichte liegt hier 10 bis 20-mal höher als in Waldgebieten, deren Baumbestand eine natürliche Altersstruktur aufweist. Optimale Rehhabitate bestehen aus einem engmaschigen Mosaik von forstlich und landwirtschaftlichen genutzten Flächen und weisen Dickungen, Althölzer, Wiesen sowie mit Sträuchern und Kräutern bewachsene Schneisen und Wegränder auf.

Lebensräume in denen die Art vorkommt

Typische Lebensräume

Artenreiche Äcker
Artenreiche Äcker

Wertvolle, seltene stark gefährdete Kulturbiotope in der Agrarlandschaft

Berg-Mähwiesen
Berg-Mähwiesen

Bunte Blumenwiesen in hohen Lagen der Mittelgebirge und Alpen

Bewaldete Küstendünen
Bewaldete Küstendünen

Wälder auf sandigem Untergrund an Nord- und Ostsee

Binnendünen mit Heiden
Binnendünen mit Heiden

Heidelandschaften auf prähistorischem Untergrund

Buchen-Eichenwälder mit Stechpalme
Buchen-Eichenwälder mit Stechpalme

Atlantisch geprägte Buchenwälder mit Stechpalmen und Eiben

Dünen mit Kriech-Weide
Dünen mit Kriech-Weide

Flache Weidengebüsche auf Dünen der Küsten

Hainsimsen-Buchenwald
Hainsimsen-Buchenwald

Schon zu Zeiten der Germanen einer der häufigsten Waldtypen unserer Mittelgebirge

Hainsternmieren-Erlen-Auwälder
Hainsternmieren-Erlen-Auwälder

Der Wald im Hochwasserbereich von Bächen und Flüssen

Hartholzauewälder
Hartholzauewälder

Baumriesen und Lianen in artenreichen Auwäldern

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald
Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald

Der artenreiche Mischwald an wärmebegünstigten Standorten

Magere Flachland-Mähwiesen
Magere Flachland-Mähwiesen

Blütenreiche Mähwiesen im Flachland

Niederwälder
Niederwälder

Kultur-Wald, der durch traditionelle Brennholzgewinnung entstanden ist

Orchideen-Buchenwald
Orchideen-Buchenwald

Blühende Orchideen (Rotes Waldvögelein) im Schutz von alten Buchen

Pfeifengraswiesen
Pfeifengraswiesen

Arten- und blütenreiche Wiesen auf feuchtem Untergrund

Steppen-Kiefernwälder
Steppen-Kiefernwälder

Steppen-Kiefernwälder an ihrer westlichen Verbreitungsgrenze

Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald
Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald

Blütenmeer im Frühjahr und Kinderstube beeindruckender Käferarten

Streuobstwiesen
Streuobstwiesen

Wertvoller Lebensraum und Obstlieferant zugleich

Stromtalwiesen
Stromtalwiesen

Seltene artenreiche Auenwiesen entlang der großen Ströme

Trockenwarme Traubeneichenwälder
Trockenwarme Traubeneichenwälder

Alte knorrige Eichen in warmen Lagen

Wacholderheiden
Wacholderheiden

Wacholderheiden als Relikt traditioneller Weidenutzung

Waldmeister-Buchenwald
Waldmeister-Buchenwald

Geophytenreiche Buchenwälder, die auf basischen Böden wachsen

Weiden Auwälder
Weiden Auwälder

Die Weichholzaue am Unterlauf der Flüsse



Weitere Lebensräume

Alpine Flüsse
Alpine Flüsse

4Schotterreiche Wildflüsse, die ihren Verlauf nach Hochwässern regelmäßig ändern

Alpine Heiden
Alpine Heiden

4Heiden in hohen Lagen der deutschen Alpengebiete

Alpiner Lärchen- und Arvenwald
Alpiner Lärchen- und Arvenwald

5Uriger Märchenwald in steilen Lagen der Alpen

Alpines und subalpines Grasland auf basischem Gestein
Alpines und subalpines Grasland auf basischem Gestein

5Blütenreicher Rasen in den Gipfelregionen der Alpen

Bauerngärten
Bauerngärten

Ort der Entspannung und Spender wertvoller Lebensmittel

Binnendünen mit Magerrasen
Binnendünen mit Magerrasen

Reliktlebensräume aus der Eiszeit: Binnendünen mit Silbergras

Borstgrasrasen
Borstgrasrasen

2Ebenso karge, wie artenreiche Viehweiden der Mittelgebirge

Dünen mit Sanddorn
Dünen mit Sanddorn

Küstenlebensraum eines Vitamin C - Spenders

Extensive Feuchtwiese
Extensive Feuchtwiese

Blumenmeer auf extensiven, nassen Wiesen

Gebüsche aus Latschenkiefer und Alpenrose
Gebüsche aus Latschenkiefer und Alpenrose

Latschenkiefern und Alpenrosen oberhalb der Baumgrenze

Moorwälder
Moorwälder

Wälder auf Hochmoor- und ÜbergangsmoorStandorten

Salzstellen im Binnenland
Salzstellen im Binnenland

Seltene, salzige Orte im Binnenland

Salzwiesen an Nord- und Ostsee
Salzwiesen an Nord- und Ostsee

5Salzige Wiesen im Einflussbereich von Ebbe und Flut

Sandheiden mit Krähenbeere auf Binnendünen
Sandheiden mit Krähenbeere auf Binnendünen

Heiden im Binnenland mit Besenheide und Krähenbeere

Schotterbänke alpiner Flüsse mit Deutscher Tamariske
Schotterbänke alpiner Flüsse mit Deutscher Tamariske

5Die Deutsche Tamariske prägt einen der seltensten Lebensräume in Deutschland

Schotterbänke alpiner Flüsse mit Ufergehölzen der Lavendelweide
Schotterbänke alpiner Flüsse mit Ufergehölzen der Lavendelweide

5Weidendickicht an Wildflüssen der Alpen

Steppenrasen
Steppenrasen

Steppenlebensräume an wärmebegünstigten Standorten in Deutschland

Trockene, kalkreiche Sandrasen
Trockene, kalkreiche Sandrasen

Bunte Naturwiesen aus kalkreichem Sand


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Kenndaten

Ordnung Artiodactyla
Familie Cervidae
Art Reh
Wiss. Capreolus capreolus
Autor (Linnaeus, 1758)
Rote Liste D -
Häufigkeit sehr häufig
Länge 93 - 140 cm
Alter (max.) 25
Fauna heimisch

Auftreten im Jahr

J F M A M J J A S O N D

Höhenverbreitung

Download Artenliste

Säugetiere in Deutschland


Online: https://www.deutschlands-natur.de/tierarten/saeugetiere/reh/
Datum: 09.06.2023
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