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Seehund (Phoca vitulina)
Seehunde sind im Vergleich zu der anderen an deutschen Küsten verbreiteten Robbe, der Kegelrobbe, kleine und schlanke Robben (Männchen etwa 170 cm, Weibchen 140 cm, Gewicht 150 beziehungsweise 100 kg). Von der Kegelrobbe unterscheiden sie sich auch durch ihren rundlichen Kopf. Die Färbung ist regional sehr variabel; in deutschen Küstengewässern sind Seehunde dunkelgrau gefärbt und haben unregelmäßig über den Körper verteilte schwarze Flecken.
Verbreitung
Während der Seehund an der gesamten Nordseeküste verbreitet ist, ist er in der Ostsee eine extreme Seltenheit; der Bestand in diesem Binnenmeer wird auf 250 Tiere geschätzt, womit Seehunde in der Ostsee noch seltener als Kegel- und Ringelrobben sind. Die Ostsee-Seehunde leben an den Küsten dänischer Inseln und des südlichen Schwedens. Umherwandernde junge Seehunde kommen manchmal auch an deutsche Ostseeküsten.
Ökologie
Seehunde sind sehr gute Schwimmer, die bis zu 200 m tief und 30 Minuten lang tauchen können. Für gewöhnlich dauert ein Tauchgang aber nur drei Minuten. Ausgewachsene Seehunde fressen ausschließlich Fische, und zwar Heringe, Sardinen, Dorsche, Lachse, Stinte und Plattfische. Jüngere Seehunde ernähren sich zu einem Großteil von anderen Meerestieren wie Krebs- und Weichtieren. Im Wasser sind Seehunde einzelgängerisch, auf Sandbänken kommen sie oft zu kleinen Gruppen zusammen. Sie sind jedoch keine sozialen Tiere und reagieren aggressiv auf Berührung durch Artgenossen; vor allem Männchen fügen sich gelegentlich gegenseitig blutige Wunden zu. Auf den Sandbänken findet man sie daher meistens gleichmäßig verteilt, mit eineinhalb Metern Mindestabstand zwischen zwei Tieren.
Von Juli bis Anfang September findet die Begattung im Wasser statt. Mehrere Männchen sammeln sich dabei um ein Weibchen und versuchen, auf ihren Rücken zu gelangen. Das Weibchen wehrt sich zunächst mit Bissen und Fluchtversuchen gegen die Paarung. Letztlich siegt eines der Männchen, indem es das Weibchen mit einem Biss in den Nacken ruhigstellt. Nach etwa drei Minuten ist der Paarungsakt beendet und beide Partner schwimmen ihrer Wege. Seehundmännchen sind weder monogam noch bewachen sie nach Art mancher anderer Robben einen Harem.
Die Tragzeit beträgt anschließend 11 Monate, wobei das embryonale Wachstum über die ersten zwei bis zweieinhalb Monate ausgesetzt wird. Die Wurfzeit liegt dadurch im folgenden Jahr erneut in den Monaten Juni und Juli. Es wird in der Regel nur ein Jungtier geboren, das bei der Geburt rund 10 kg schwer, 85 cm lang und voll schwimmfähig ist. Es wird ungefähr fünf Wochen gesäugt und dann allein gelassen.
Seehunde können 30 bis 35 Jahre alt werden. Dabei haben Weibchen in der Regel eine höhere Lebenserwartung als Männchen, die sich bei den Aggressionen gegen Geschlechtsgenossen mehr verausgaben und vielleicht deshalb selten älter als 25 Jahre alt werden.
Gefährdung
Der weltweite Bestand des Seehundes wird von der Weltnaturschutzunion IUCN in der Roten Liste gefährdeter Arten als Least Concern (nicht gefährdet) geführt. Die Bundesrepublik Deutschland stellt diese Robbenart in der nationalen Roten Liste in die Kategorie 3 („gefährdet“). In weiteren fünf Ländern der Bundesrepublik Deutschland ist diese Tierart mit teils unterschiedlichen Gefährdungskategorien auf die Rote Liste des jeweiligen Landes gesetzt worden.
Der Seehund wird durch Listung in Appendix III der Berner Konvention des Europarats vom 19. November 1979 unter Schutz gestellt, wodurch nur ausnahmsweise die Nutzung zugelassen und geregelt wird. Diese Haltung übernimmt auch die Europäische Union. Sie führt diese Art wie alle Arten der Familie der Hundsrobben in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Nr. 92/43/EWG, Anhang V als streng zu schützendes Wildtier mit der Möglichkeit der Nutzung; darüber hinaus wird sie auch in Anhang II gelistet, wodurch zwingend die Einrichtung von Schutzgebieten vorgeschrieben ist.
1991 trat das von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden unterzeichnete Abkommen zur Erhaltung der Seehunde im Wattenmeer in Kraft. In Deutschland ist es verboten, Seehunde aus der Natur zu entnehmen. Der Verstoß ist eine Ordnungswidrigkeit und kann nach dem BNatSchG mit Geldbuße bis zu 10.000,- Euro geahndet werden. Ebenso ist es verboten, sie in Besitz zu nehmen, sie zu be- oder verarbeiten oder sonst zu verwenden, abzugeben, anzubieten, zu veräußern oder sonst in den Verkehr zu bringen, sowie für die genannte Zwecke zu befördern.
Besonderheiten
Jungtiere (Foto), die ihre Mutter endgültig verloren haben und seit Tagen nicht mehr gesäugt worden sind, werden aufgrund ihrer Lautäußerungen Heuler genannt. In jüngerer Zeit wird teilweise versucht, die verlassenen Tiere zu retten. Die erste erfolgreiche Aufzucht eines Heulers wurde 1956 bekannt; das Tier wurde allerdings anschließend ins Aquarium Wilhelmshaven und nicht in die Freiheit verbracht, da aufgrund der damals üblichen Robbenjagd ein Überleben eines von Menschenhand aufgezogenen Seehundes für sehr unwahrscheinlich gehalten wurde. Seit den 1970ern wurden feste Seehund-Aufzuchtstationen entlang der Nordseeküste errichtet.
Heuler sind ein natürliches Phänomen. Sie haben ihr Muttertier durch Verstoßen, Tod oder Stürme verloren, oder die Mutter hat ein krankes oder verletztes Jungtier verlassen. Der Sinn der Seehund-Aufzuchtstationen ist kontrovers diskutiert worden. Zum einen sind auch gesunde Seehundjunge dorthin gebracht worden, deren Mutter auf Nahrungssuche war und zu ihrem Jungen zurückgekehrt wäre – Schätzungen der Kritiker gehen sogar davon aus, dass dies für 90 % aller eingelieferten Heuler zutrifft. Die wirklich kranken und pflegebedürftigen Seehunde hingegen seien durch natürliche Selektion ausgesondert worden, und es sei unnatürlich, diese aufzupäppeln und ihnen zu einem Leben in Freiheit zu verhelfen. In den Aufzuchtstationen kommt es zu Todesfällen durch Stress oder durch die Zwangsfütterung, die notwendig ist, da die Heuler fast immer die Nahrungsaufnahme verweigern. Die letztlich entlassenen Seehunde sind oft halbzahm und meiden ihre Artgenossen.
Die Kritik hat dazu geführt, dass Dänemark bereits seit 1985 keine Heuler mehr auswildert und seit 1993 alle gefundenen Heuler getötet werden. An deutschen Nordseeküsten gab es auch ein Umdenken. Die Station in Friedrichskoog nimmt keine kranken oder verletzten Heuler mehr auf. Viele Seehundbänke liegen heute in den Kernzonen der Nationalparks, so dass Touristen keine Heuler mehr aufgreifen können. Die nach Friedrichskoog verbrachten Seehunde werden bis auf Einzelfälle wieder ausgewildert.
Viele „Tierfreunde“ haben für solche Maßnahmen wenig Verständnis. In den Niederlanden suchen sie immer noch die Strände ab und bringen selbst kerngesunde Jungrobben in die Station Pieterburen. Gegen die Methoden der Mitarbeiter der Station Pieterburen, die auch an deutschen Küsten gegen geltendes Recht Heuler aufgegriffen und allein im Jahr 2001 über 300 junge Robben aufgezogen haben, wird seit Jahren erfolglos von Naturschützern protestiert.
Lebensraum
Seehunde bevorzugen Küsten mit trockenfallenden Sandbänken, auf denen er vor Feinden sicher ist. Man findet ihn aber auch an geschützten Felsküsten.
Lebensräume in denen die Art vorkommt
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Kenndaten
Ordnung | Carnivora |
---|---|
Familie | Phocidae |
Art | Seehund |
Wiss. | Phoca vitulina |
Autor | Linnaeus, 1758 |
Natura 2000 | 1365 |
Rote Liste D | 3 |
Häufigkeit | selten |
Länge | 140 - 170 cm |
Nachkommen (max.) | 1 |
Alter (max.) | 35 |