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Besonnte Kalkfelsen der Mittelgebirge und Alpen und ihr Bewuchs
Auch die Kalkfelsen der Mittelgebirge und Alpen, genauer gesagt großflächige Gesteinsgebilde aus kalkhaltigem Gestein, stellen einen besonderen Lebensraum für Tiere und Pflanzen dar.
Die Betonung bei diesem Biotoptyp liegt auf "besonnt", d.h. vor allem im Sommer ist zumindest zeitweilig mit intensiver Sonneneinstrahlung, hohen Temperaturen und Austrocknung zu rechnen. Etwas, mit dem die Orgnanismen zurechtkommen müssen. Flechten können unmittelbar auf dem Gestein wachsen, und erhalten ihre Wasserversorgung und Nährstoffe fast ausschließlich über die Luft oder durch Regen, herablaufendes Wasser oder nur niederschlagenden Nebel. Selten sind aber die Felsen so kompakt, dass nur die Felsoberfläche als Lebensraum zur Verfügung stehen. Bei näherer Betrachtung findet man zahlreiche Risse und Spalten, in denen sich geringe Mengen von Sedimenten ablagern und eine Ansiedlung auch durch höhere Pflanzen ermöglichen. Vorwiegend kleine Farne, Polster- oder Rosettenpflanzen.
Generell entscheidet natürlich auch hier die Region und Höhenlage, welche Arten man finden wird oder nicht. Besonders typisch für diesen Biotoptyp ist das auf dem Foto zu sehende Kalkfelsen-Fingerkraut (Potentilla caulescens) welches in den Alpen bis auf Höhen über 2000m vorkommt. Weitere typische Pflanzenarten wären Immergrünes Felsenblümchen (Draba aizoides), Felsen-Kugelschötchen (Kernera saxatilis). In den Alpen kann man nicht selten Mannsschildarten (Androsace helvetica, Androsace lactea), Alpenaurikel (Primula auricula), Steinbrecharten (Saxifraga paniculata, Saxifraga burseriana) oder Felsen-Miere (Minuartia rupestris) sehen. Auch Seggen wie die Stachelspitzige Segge (Carex mucronata) wachsen hier.
Natürlich nutzen auch Tiere die Kalkfelsen. Insekten wie Bienen und Wespenarten können in Rizzen oder Lücken ihre Brutröhren anlegen. Vorsprünge oder Löcher in Felsgebilden sind wichtiger Brutort für einige Vogelarten. Z.B. Uhu, Wanderfalke, Steinadler, Alpendohle, Felsenschwalbe und Mauerläufer.
Alle Arten haben Strategien entwickelt, wie sie in diesem ungewöhnlichen, extremen Lebensraum überleben können. Gleichzeitig sind sie aber auf diesen Lebensraum angewiesen und könnten sich in "normalen" Wiesenboden nicht durchsetzen. Sie würden von anderen Arten verdrängt.
Verbreitung
Diesen Lebensraum findet man verständlicherweise nur dort, wo kalkhaltiges/basenreichem Gestein und das entsprechende Geländerelief vorhanden ist. Ein gewisser Schwerpunkt ergibt sich deshalb in höheren Lagen der Bundesländer Thüringen, Rheinland Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg. Die großflächigsten Vorkommen finden sich in den Bayerischen Kalkalpen und auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb.
Natura 2000 Lebensraumtyp
Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 8210
Kalkfelsen sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist. Auf dieser Website werden jedoch verschiedene Biotoptypen unterschieden, deshalb zeigt die Verbreitungskarte eine größere Verbreitung an, als konkret die von besonnten Kalkfelsen der Mittelgebirge und Alpen.
© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.
Gefährdung
Felsen sind durch Abbautätigkeit des Gesteins gefährdet. Darüber hinaus kann die Nutzung der Felswände für Freizeitaktivitäten, z.B. als Kletterfelsen bedenklich sein. Während die Beeinträchtigung der Pflanzen vielleicht noch vernachlässigt werden kann, ist die Anwesenheit der Menschen für die Brutvögel fatal. Bei mehrfachen Störungen werden die Nester verlassen. Gezielte Ausweisung von Kletterbereichen und Sperrung von Abschnitten, von denen man weiß, dass dort bedrohte Vogelarten brüten, können ein einfacher Kompromiss sein.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Fliegen in diesem Lebensraum
Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Referenzlisten: