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Wildkatze (Felis silvestris)
Im Erscheinungsbild ist die Wildkatze massiger und kraftvoller als die Hauskatze. Ausgewachsene männliche Wildkatzen weisen eine Gesamtlänge von 83 bis 97 cm und ein Gewicht von 3,0 bis 6,5 kg, weibliche eine Gesamtlänge von 73 bis 94 cm und ein Gewicht von 2,3 bis 4,9 kg auf. Der Schwanz ist dick und relativ kurz, weist eine typische Dreier-Ringelung auf und endet stumpf. Die Augen liegen weit auseinander. An der Sohle befindet sich ein kleiner, schwarzer Fleck. Das Fell an der Innenseite der Schenkel ist rötlich. Die Fellzeichnung der Wildkatze wirkt sehr verwaschen und ist nicht kontrastreich. Auf dem Rücken befindet sich ein typischer, durchgehender schwarzer Strich. Weiteres Erscheinungsmerkmal ist der helle Nasenspiegel (rosa).
Wildkatzen und "wildfarbene" Hauskatzen sind dennoch nur schwer zu unterscheiden und im Zweifel verwenden die Biologen einen genetischen Fingerabdruck, um ganz sicher sein zu können.
Verbreitung
Die deutsche Population wurde im Jahr 2000 auf 1700 bis 5000 Individuen geschätzt. In den 2000er-Jahren sind Wildkatzen aus den Vogesen in den Schwarzwald, den Pfälzerwald und weitere Gebiete im südlichen Baden-Württemberg eingewandert. Wildkatzen gibt es im Nationalpark Hainich, im Thüringer Wald, im Harz, im Hunsrück, in der Eifel, im Siebengebirge und auch im Saarland. In Nordhessen sind die Populationen heute ebenfalls wieder im Wachstum begriffen. Die Populationen sollen mit naturbelassenen Waldkorridoren verbunden werden oder sind es bereits.
Durch Schutzmaßnahmen ist diese Art jedoch deutlich in der Ausbreitung begriffen und hat sich vermutlich in der einen oder anderen Region schon unbemerkt ausgebreitet.
Ökologie
Europäische Wildkatzen sind extrem scheu und meiden menschliche Nähe. Wie die meisten Katzenarten führen sie ein vornehmlich einzelgängerisches Leben und sind meist ortstreu. Sie sind Pirschjäger, die ihre Beute unbemerkt anschleichen und durch einen Überraschungsangriff mit einem Sprung fassen. Wildkatzen wagen sich nur in Ausnahmefällen auf freies Gelände ohne Deckung. Deshalb werden zum Beispiel in Thüringen ihre Verbreitungsgebiete mit naturbelassenen Waldkorridoren verbunden, um die Art wieder stabil anzusiedeln. Sie sind vielerorts tagaktiv, neigen in dichter besiedelten Gegenden aber auch zur Nachtaktivität. Ihr außergewöhnlich gutes Sehvermögen bei Dunkelheit befähigt sie dazu.
Ihre sehr hoch entwickelten Sinnesorgane, die zum Beispiel beim Geruchssinn dem des Hundes überlegen sind, und ihre als sehr hoch eingestufte Intelligenz lassen sie natürliche Gefahren frühzeitig erkennen. Mit 18 einziehbaren langen und kräftigen Krallen und ihrem sehr kräftigen Raubtiergebiss ist sie für ein Tier ihrer Größe extrem wehrhaft. Zudem hat sie äußerst kurze Reaktionszeiten und ist dabei auch noch körperlich stark, aber dennoch sehr beweglich, was jedoch fast alle Katzenarten auszeichnet. Dies alles macht sie zu einer äußerst gefährlichen und erfolgreichen Jägerin auf Kleinwild.
Die Größe ihres Reviers richtet sich nach dem Angebot an Beutetieren und kann deshalb je nach Gegend sehr unterschiedlich sein. Ist der Lebensraum optimal, benötigt sie zwei bis drei Quadratkilometer, unter schwierigen Jagdbedingungen kann der Lebensraum auch neun und mehr Quadratkilometer umfassen. Männchen beanspruchen in der Regel größere Reviere als weibliche Tiere. Die Paarungszeit der Europäischen Wildkatze ist in den Monaten Januar bis März. Die Tragzeit beträgt ca. neun Wochen, das Weibchen bringt in einem sicheren Versteck meistens zwei bis vier Junge zur Welt. Mit etwa sechs bis acht Monaten suchen sich die Jungtiere ein eigenes Revier. Die Sterblichkeit der jungen Wildkatzen ist hoch. Unter optimalen Bedingungen werden sie zwölf bis fünfzehn Jahre alt. Da Wildkatzen die Nähe zum Menschen meiden, kommen in waldreichen Gebieten Mischlinge zwischen Wild- und Hauskatzen nur selten vor. Dagegen wurde in waldärmeren Gebieten Europas (Schottland, Ungarn) intensive Hybridisierung zwischen beiden Arten nachgewiesen.
Freilebende Tiere meiden den Menschen und kehren niemals an Verstecke zurück, die Menschen entdeckt haben. Bilder freilebender Tiere gelangen erstmals in den 1950er-Jahren und sind auch heute noch extrem selten. Ein Nachweis der Existenz von Wildkatzen in einem Revier gelingt häufig nur indirekt, u. a. mittels Holzstöcken, die mit Baldrian als Lockmittel besprüht und kleben gebliebene Haare anschließend genetisch untersucht werden.
Untersuchungen des Mageninhalts haben ergeben, dass Wildkatzen sich zu 80 % von Kleinsäugetieren (Wühlmäusen, Ratten usw.) ernähren. Nur gelegentlich greifen sie auf andere Tiere wie Vögel, Kaninchen, Eichhörnchen, Eidechsen, Fische, Frösche und Insekten zurück. Selten werden Hasen und Rehkitze erbeutet, nur extrem selten, anders als früher behauptet, kranke oder geschwächte Frischlinge und Hirschkälber. Aas und pflanzliche Kost werden nur in Notzeiten genommen.
Gefährdung
Abgesehen vom Menschen durch Zerstückelung von tatsächlichen und möglichen Lebensräumen, durch Verkehrstod beim Überqueren von Straßen und durch Fehlabschüsse infolge von Verwechslungen mit verwilderten Hauskatzen sind unter den Feinden der Wildkatze vor allem Luchs und Wolf zu nennen. Uhu, Seeadler, Steinadler oder Habicht erbeuten meist nur Jungtiere. Der Fuchs ist keine Bedrohung für gesunde Wildkatzen, kann aber unter Umständen dem Nachwuchs gefährlich werden. Heute steht die Wildkatze in Deutschland unter Naturschutz.
Das größte Problem für die Wildkatze ist heute die immer intensivere Nutzung der Landschaft durch Verkehr, Siedlungsgebiete und Landwirtschaft. Dadurch wurden die Tiere auf wenige Restlebensräume zurückgedrängt. Diese letzten Rückzugsgebiete liegen voneinander isoliert. Die dort lebenden, vereinzelten Wildkatzenpopulationen sind sehr klein und entsprechend anfällig gegen Inzucht und Krankheiten. Aus diesem Grund gibt es in Deutschland vom BUND die Bestrebung, isolierte Siedlungsgebiete mittels etwa 20 Meter breiter Korridore, welche mit Bäumen und Hecken bepflanzt werden, zu verbinden und zusätzliche Lebensräume zu erschließen. Eine weitere Gefahr für die Wildkatze geht von verwilderten Hauskatzen aus, da es zur Hybridisierung und Übertragung von Haustierkrankheiten kommen kann.
In Baden-Württemberg galt die Wildkatze seit 1912 als verschwunden, bis 2006 und 2007 am Kaiserstuhl überfahrene Tiere eindeutig als Wildkatzen identifiziert wurden und damit erstmals seit 1912 wieder nachgewiesen werden konnten. Daher plant man nun auch in diesen Gebieten, die Lebensräume großzügig zu vernetzen. Aus diesem Grund hat Baden-Württemberg einen Generalwildwegeplan aufgestellt, der im Generalverkehrswegeplan berücksichtigt werden soll. Im Juni 2009 sind das erste Mal seit Jahrzehnten lebende Wildkatzen bei Bühl gefunden worden. Nachdem im Jahr 2010 eine tote Wildkatze im Stromberg gefunden worden war, wurde im Winter 2010/2011 in diesem Gebiet eine gezielte Suchaktion mit Hilfe von Lockstöcken durchgeführt. Dabei wurden mehrere Haarproben gefunden, die mittels DNA-Analyse Wildkatzen zugeordnet werden konnten. Inzwischen konnte ein Wildkatzenvorkommen auch im Raum von Kirchheim unter Teck nachgewiesen werden.
Besonderheiten
Als wahrscheinlicher Vorfahr aller Hauskatzen (Felis silvestris catus) wird die Falbkatze angesehen, obwohl manche Wissenschaftler auch eine Beteiligung anderer Unterarten nicht ganz ausschließen wollen.
Wildkatzen gelten als einzige Katzen als absolut nicht zähmbar. Auch in Gefangenschaft geborene Tiere können nicht an den Menschen gewöhnt werden und lassen sich niemals freiwillig von ihm berühren. Gefangene oder in Gefangenschaft geborene Tiere brauchen große Gehege mit Verstecken. Bekommen sie diese, lassen sie sich vom Menschen beobachten, wenn man ihnen dabei nicht zu nahe kommt. Wildkatzen müssen sich vor den Menschen sicher fühlen, um sich zu zeigen. In Gefangenschaft aufgewachsene Tiere tolerieren die Nähe zum Menschen und kommen ihnen bekannten Menschen durchaus nahe. Bei der Fütterung ist es nicht ungewöhnlich, wenn sie ihnen zugeworfenes Futter in ca. zwei Meter Abstand fangen oder erbeuten. Sie kommen dabei auch völlig aus ihrer Deckung heraus, verschwinden aber sofort wieder dahin, wenn sie das Futter ergattert haben. Eine direkte Berührung durch den Menschen hingegen wird niemals erlaubt und führt immer sofort zu Abwehrreaktionen.
Lebensraum
Europäische Wildkatzen leben vorwiegend in Wäldern. Große Populationen kommen in Laubwäldern oder Mischwäldern vor, die von Menschen nicht gestört werden. Sie leben auch entlang von Küsten, am Rand von Sumpfgebieten, in Auwäldern und in der mediterranen Macchie. Sie meiden Gebiete mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung.
Lebensräume in denen die Art vorkommt
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Kenndaten
Ordnung | Carnivora |
---|---|
Familie | Felidae |
Art | Wildkatze |
Wiss. | Felis silvestris |
Autor | (Schreber, 1777) |
Rote Liste D | 3 |
Häufigkeit | mittel |
Länge | 73 - 97 cm |
Alter (max.) | 15 |