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Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum)
Innerhalb der Azurjungfern ist die Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) mit einer Körperlänge von 31–33 mm und einer Länge der Hinterflügel von 16–22 mm eine typische, jedoch eher kleine Vertreterin. Die Männchen haben eine blassblaue, leicht ins türkisfarbene spielende, Grundfarbe und können auf der Unterseite ganz grün sein, vor allem auf den Unterseiten der Augen. Der Vorderkörper (Thorax) ist azurjungferntypisch mit einer schwarzen Zeichnung versehen. Mittig auf der Oberseite befindet sich ein breiterer schwarzer Mittelstreifen, dieser wird beidseits von den hellen Antehumeralstreifen und den darauf folgenden schwarzen Humeralstreifen flankiert. Die darunter liegenden hellblauen Thoraxseiten werden von zwei, vom Flügelansatz ausgehenden, deutlich ausgebildeten kürzeren schwarzen Strichen strukturiert.
Auch die Segmente des Hinterleibs (Abdomen) sind für Azurjungfern typisch gezeichnet. Auf dem zweiten Segment der Speer-Azurjungfer findet sich eine kennzeichnende pfeilartige oder pilzförmige Zeichnung, die seitlich von zwei schwarzen Strichen flankiert wird. Sie ist allerdings recht variabel und kann daher nicht allein zur Bestimmung herangezogen werden. Das dritte Segment ist in charakteristischer Form mit einer vom Segmentende ausgehenden Speerspitze gezeichnet, dabei ist wesentlich weniger als die Hälfte der Segmente drei und vier geschwärzt. Auf den weiteren Hinterleibsegmenten der männlichen Imagines nimmt die schwarze Zeichnung dann mehr Fläche ein, die Segmente sieben und zehn sind ganz geschwärzt, das achte und neunte sind dagegen ganz blau und bilden damit ein auffallendes „Schlusslicht“.
Die Weibchen sind kräftiger gebaut; die schwarze, jeweils zu den vorderen Segmentstößen zugespitzte Zeichnung des Abdomens ist ausgedehnter als bei den Männchen und bedeckt fast die gesamte Oberseite. Es treten zwei Farbformen auf, die häufigere gelblichgrüne ventral weißlich bestäubte heterochrome (wie die Weibchen gefärbte) Form und eine seltenere androchrome (ähnlich den Männchen gefärbte) hellgrünlichblaue Form. Kurz nach der Umwandlung zur Imago sind die Libellen noch ohne Zeichnung – diese entwickelt sich erst innerhalb der nächsten Stunden. Auch die typische Blau- oder Grünfärbung wird erst während der Ausreifung in den folgenden Tagen gebildet.
Die Länge der Larven beträgt 14–15 mm, die der Kiemenblättchen zusätzlich noch einmal 5–6 mm. Die Farbgebung ist variabel, meist sind die Larven bräunlich bis grünlich gefärbt. Im Gegensatz zu den sieben Segmenten der Antennen des Kopfes von Coenagrion puella und C. pulchellum besitzen die Antennen bei der Speer-Azurjungfer nur sechs Segmente. Die typischen Flecken des Hinterkopfes sind regelmäßig und weit verteilt, auch das Abdomen ist gefleckt, allerdings nicht sehr deutlich. Die Femora sind kurz vor dem Gelenk zur Tibia einmal gebändert. Meist zeigen die abgeflachten Kiemenblättchen mittig eine dunkel abgesetzte schmale Querbinde, die durch deutliche Kerben an den Außenkanten verstärkt wird, so dass die Kiemenblättchen wie zweigeteilt wirken. Die deutliche Fleckenzeichnung des Hinterkopfes unterscheidet sie von den Larven der Gemeinen Becherjungfer (Enallagma cyathigerum) und der Großen Pechlibelle (Ischnura elegans). Auch die Larven der Hufeisen- und Fledermaus-Azurjungfern sind sehr ähnlich, unterscheiden sich außer durch die unterschiedliche Segmentzahl der Antennen aber auch durch das Fehlen der Mittelbinde der Kiemenblättchen.
Verbreitung
Im deutschsprachigen Raum ist die Speer-Azurjungfer nur noch in Norddeutschland recht häufig, größere Vorkommen gibt es außerdem noch in Nordbayern.
Ökologie
Die Flugzeit der Speer-Azurjungfer liegt im Flachland Mitteleuropas zwischen Mai und Juli, mit der höchsten Abundanz von Mitte Mai bis Ende Juni. Als Ruhehabitate nach dem Schlupf dienen meist nicht weiter als 50 m vom Entwicklungsgewässer entfernt liegende Lichtungen im Moorwald und Wiesen im Randbereich der Wälder, in denen die Libellen in 20–40 cm Höhe in der Vegetation sitzen. Sie werden aktiv, sobald ihre Ruheplätze besonnt werden, dabei ist die Speer-Azurjungfer vergleichsweise scheu und fliegt schon bei Annäherung auf.
Fortpflanzungspaare finden sich häufig schon am Vormittag in den Ruhe- oder Nahrungshabitaten und erscheinen im Tandem an den Entwicklungsgewässern, wo die Männchen noch unverpaarte Weibchen im Übergangsbereich der Freiwasserzone zur Ufervegetation erwarten. Die eigentliche Paarung dauert 15–30 Minuten und findet statt, solange das Habitat besonnt ist. Die Eiablage erfolgt meist mit angekoppeltem Männchen, das zu Beginn senkrecht über dem Weibchen steht, sich dann aber häufig absetzt. Begibt sich das Weibchen unter Wasser, um dort mit dem Einstechen der Eier in die Vegetation fortzufahren, taucht das Männchen oft nur bis zur Hälfte ins Wasser und löst dann die Verbindung, das Weibchen setzt in diesem Fall die Eiablage alleine fort. Die Submersablage kann aber auch mit angekoppeltem Männchen erfolgen, beide klettern dafür bis zu 50 cm tief ins Wasser und können bis zu 23 Minuten untergetaucht bleiben. Dies kann sich mehrere Male hintereinander wiederholen, jeweils von einer mehrminütigen Ruhepause unterbrochen.
Die Eiablage erfolgt meist in einiger Entfernung vom Ufer in tote oder lebende Vegetation; dabei werden Blätter und Halme von Seggen oder Wollgras vor eher flächigen Substraten, wie flutenden Seerosenblättern bevorzugt. Die Embryonalentwicklung dauert 2–3 Wochen. Die flinken und bei Störung rasch davon schwimmenden Larven lauern bei gutem Nahrungsangebot unbeweglich auf Beute, gehen bei geringerer Beutedichte aber aktiv auf Nahrungssuche.
Von der Speer-Azurjungfer werden auch astatische – also nur temporär bestehende – Kleingewässer besiedelt; die Larven können Trockenperioden ihres Entwicklungsgewässers von bis zu dreieinhalb Monaten Dauer überleben. Bei Trockenfallen des Gewässers ziehen sich die Larven unter die flächig miteinander verklebenden Blätter der Vorjahresvegetation zurück, unter denen der Schlamm auch bei Trockenheit feucht bleibt. Es wurden Larven gefunden, die am Ende der Trockenperiode im fast ausgetrockneten, zähen Schlamm gefangen waren und wie tot wirkten, sich jedoch beim versuchsweisen Einsetzen in Wasser rasch erholten. Die Überwinterung erfolgt normalerweise im letzten Larvenstadium.
Der Schlupf erfolgt bevorzugt an besonnten Flachuferbereichen in den Vormittagsstunden, kann aber bis in den Abend hinein erfolgen. Die Larven schlüpfen an vertikaler Vegetation, für gewöhnlich dicht über dem Wasserspiegel, so dass die Kiemenblättchen noch eingetaucht sind.
Gefährdung
Der Bestand der Speer-Azurjungfer ist in Teilen seiner zentralen europäischen Bereiche rückläufig, aber es ist im nördlichen Eurasien noch häufig und weit verbreitet, daher stuft die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) Coenagrion hastulatum als ungefährdet (least concern) ein. Für Deutschland wird die Speer-Azurjungfer erstmals als „stark gefährdet“ in der neuen und 2013 erscheinenden Roten Liste eingestuft.
Für die abnehmenden Bestände werden die Intensivlandwirtschaft mit den damit einhergehenden hohen Nährstoffeintragen in Gewässer, sowie deren Austrocknung durch übermäßige Wasserentnahme, wie auch der Klimawandel verantwortlich gemacht.
Unser Kommentar
Die Speer-Azurjungfer ist "Libelle des Jahres 2020".
Lebensraum
Die Speer-Azurjungfer ist eine typische Moorart, die nährstoffarme Gewässer mit gut ausgebildeter, strukturreicher Verlandungszone besiedelt. Wichtig für die Art ist die 30–70 cm hohe Vegetation aus Großseggen oder ähnlichen Arten. Fehlt diese, sinkt die Populationsdichte der Speer-Azurjungfer deutlich oder die Art ist gar nicht vorhanden. Eine reine Schwimmblatt- und Schwingrasenvegetation wird nicht beflogen, besiedelt wird sie nur, wenn sie mit Schnabel-Segge durchsetzt ist.
Lebensräume in denen die Art vorkommt
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Kenndaten
Ordnung | Odonata |
---|---|
Familie | Coenagrionidae |
Art | Speer-Azurjungfer |
Wiss. | Coenagrion hastulatum |
Autor | (Charpentier, 1825) |
Länge | 3.1 - 3.3 cm |
Spannweite | 1.6 - 2.2 cm |