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Tümpel
Biotoptypen werden häufig anhand ihrer Pflanzengemeinschaften abgegrenzt. Dies stößt an Grenzen, wenn man Lebensräume vorfindet, die regelmäßig auch ganz ohne oder nur mit kaum nennenswerten Beständen (höherer) Pflanzenarten auftreten. Stillgewässer sind ein Beispiel für diese Gruppe.
Die Abgrenzung von Tümpeln oder Kleinstgewässern auf dieser Website richtet daher den Fokus nicht auf die Pflanzen, sondern auf ihre Entstehungsgeschichte und Verweildauer. Denn Tümpel oder Kleinstgewässer sind sehr interessante Lebensräume, die eine sehr artenreiche Tiergemeinschaft beherbergen können. Gemeint sind flache, kleine und kleinste Stillgewässer in der Wiese oder im Wald oder beispielsweise auch ehemalige Wagenspuren auf unbefestigten Wegen oder Baulöcher, in denen sich Wasser gesammelt hat.
Im Gegensatz zu großen Seen kann es durchaus sein, dass Tümpel bei lang anhaltener Trockenheit einmal austrocken. Ein großes Problem für wasserlebende Organismen, dem sie entweder mit geschickt eingepasstem Lebenszyklus oder der Fähigkeit zu anderen Lebensräumen umzusiedeln begegnen müssen. Der geringe Wasserkörper bewirkt, dass Temperaturschwankungen sehr groß sein können. So nutzen einige Wasserlurche die schnelle Aufheizung im Frühjahr aus, um ihren Nachwuchs schnell zu entwickeln. In Tümpeln kann die Sauerstoffversorgung im Wasser aber auch bedenklich absinken und ebenfalls zu einem Problem für Organismen werden. Kurz gesagt handelt es sich um sehr wechselhafte Lebensräume, die zeitweise zwar ideale Bedingungen bieten können, andererseits aber so schnell verschwinden oder ungünstig werden, dass die Tiere entsprechende Fähigkeiten besitzen müssen, um zu Überdauern oder ein neues Quartier zu besiedeln.
Reine Wasserpflanzen wie Seerosen wird man in Tümpeln eher selten finden, da die zeitweiligen Austrocknungen dies verhindern. Stattdessen findet man aber Pflanzenarten, welche auch zeitweilig einmal im Trockenen stehen können oder in Form von Samen die Trockenzeiten gut überdauern. Auch die schnelle Neubesiedlung - über Samen oder beispielsweise als Pflanzenteil im Gefieder von Wasservögeln - ist natürlich eine mögliche Strategie.
Tümpel mit klaren Pflanzenbeständen können (zusätzlich) zu anderen abgegrenzten Biotoptypen zugeordnet werden. Stellvertretend für sehr typische Pflanzenarten kann der sehr seltene Kleefarn (Marsilea quadrifolia) genannt werden. Er wächst typischerweise in kurzzeitig entstandenen flachen Tümpeln, wie sie z.B. durch Wühltätigkeit von freigehaltenen Schweinen auftretten können und ist durch die fehlende Nutzungsform in Deutschland fast ausgestorben. Häufigere Pflanzenarten wären z.B. Kleine Wasserlinse (Lemna minor), Knick-Fuchsschwanzgras (Alopecurus geniculatus), Schlamm-Schachtelhalm (Equisetum fluviatile), Brennende Hahnenfuß (Ranunculus flammula) oder im Uferbereich der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia) und Flatter-Binse (Juncus effusus).
Fische treten in Tümpeln eher zurück und können sich nur halten, wenn ein Austrocken weitgehend ausgeschlossen ist bzw. sehr selten auftritt und daher eine zeitweilige Besiedlung ermöglicht. Typische Arten wären dann z.B. Elritze (Phoxinus phoxinus), Karausche (Carassius carassius) oder Moderlieschen (Leucaspius delineatus). Meistens fehlen Fische aber - und das ist gut.
Viel bedeutender sind Tümpel allerdings für Insektenarten aus den Gruppen der Schwimmkäfer, Wasserkäfer, Zuckmücken, Stechmücken, Libellen und Köcherfliegen. Gerade das Fehlen von Fischen ermöglicht es ihnen, sich im Wasser zu vermehren. Für viele unserer heimschen Lurche haben Tümpeln eine herausragende Bedeutung als Lebens- und Laichraum. Beispielsweise Kammmolch, Fadenmolch oder Bergmolch und Laubfrosch bzw. Grasfrosch. Eine sehr charakteristische Art für Tümpel ist auch die Gelbbauchunke. Sie lebt gerne in Wagenspuren, sofern diese wenigstens eine gewisse Zeit mit Wasser gefüllt sind.
Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum
Verbreitung
Tümpel und Kleinstgewässer findet man überall in Deutschland.
Gefährdung
Tümpel und Kleinstgewässer werden aufgrund ihrer geringen Größe sehr durch die Umgebung beeinflusst. Stoffeinträge in Form von Giftstoffen oder Düngemitteln - beispielsweise durch die Landwirtschaft - wirken sich unmittelbar und sehr schnell auf die Artengemeinschaften aus, da der geringe Wasserkörper nur eine geringe Pufferwirkung entfalten kann. Auch das Zuschütten der Kleinlebensräume kann eine Gefährdung darstellen. Ein Spezialfall sind die besiedelten Wagenspuren, welche durch Fahrzeugverlehr bedroht sind. Das Austrocken hingegen stellt i.d.R. eine natürliche Gefährdung dar.
Aufgrund der speziellen Anpassungen der Arten ist eine Neuanlage von Tümpeln eine sehr lohnende Maßnahme, da die neu entstanden Lebensräume sehr schnell besiedelt werden. Sie sollten allerdings nicht in per se sehr gefährdeten Lebensräumen geschehen. Das Anlegen von Tümpeln in artenreichen Feuchtwiesen oder gar Hochmooren ist beispielsweise eine Katastrophe, da damit ein noch bedeutenderer Lebensraum zerstört wird.
Ein weiterer problematischer Faktor ist das Aussetzen von Fischarten in diesen Lebensraum. Wie erwähnt, ist gerade die Fischarmut ein wichtiger Faktor und falsch motivierte Naturverbundenheit oder übereifrige Angler-Begeisterung schadet hier sehr.
Fliegen in diesem Lebensraum
Libellen in diesem Lebensraum
Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum
Süßwasserfische in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum
Referenzlisten: