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Alpine Krummseggenrasen

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Alpine Krummseggenrasen

Der Gesteinsuntergrund beeinflusst sehr die Zusammensetzung der Pflanzenwelt in den Alpen. Grob kann man basenreiche Karbonatgesteine und saure Silikatgesteine unterscheiden, die in unterschiedlichen Regionen auftreten. Der hier aufgeführte Lebensraum zeigt Rasen auf den sauren Silikatgesteinen in alpinen und hochalpinen Bereichen der Alpen.

Die Krummsegge (Caricetea curvulae) gibt diesem Biotoptyp den Namen und kann sich bei den sauren Wuchsbedingungen flächig ausbreiten. Es handelt sich um die unscheinbaren "grasartigen" Pflanzen auf dem Foto, mit vertrockneten und gebogenen, hellen Spitzen.

Man befindet sich mit diesem Lebensraum oberhalb der Baumgrenze und die Böden in diesen Höhenlagen sind sehr flachgründig und z. T. lange schneebedeckt. Die Standorte sind zudem stark dem Wind ausgesetzt. Bedingt durch die klimatisch "harten" Bedingungen gibt es nur eine kurze Zeitspanne, in denen Pflanzen wie der Enzian ihre Blüten zeigen. Meisten erst zu einem Zeitpunkt, an dem in tieferen Lagen bereits Hochsommer ist. Schon wenige Wochen später beendet kältere Witterung und einsetzender Schnee die kurze Vegetationsperiode.

Die Pflanzenwelt kann trotz der widrigen Witterungsbedingungen sehr bunt ausgebildet sein. Typische Pflanzenarten wären z.B. verschiedene Enzianarten Purpur-Enzian, Gepunkteter Enzian (Gentiana punctata, Foto: Bildmitte), Knöllchen-Knöterich (Bistorta vivipara, Foto: kleine, längliche, rostfarbene Blütenstände) und verschiedene Korbblütler.

Typische Tierarten wären unter den Vögeln Alpenbraunelle, Bergpieper, Birkhuhn und Steinadler. Auch Kreuzotter, Alpenschneehase und Murmeltier sind hier anzutreffen.

Aufgrund der Höhenlage und des Klimas existieren für Insekten eher ungünstige Bedingungen. Aber auch hier gibt es einige Spezialisten, z.B. unter den Tagfaltern der Hochalpenapollo, Alpen-Gelbling, Gletscherfalter, Alpen-Wiesenvögelchen und verschiedene Mohrenfalter (Erebia spec.), die man nur hier findet.

Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum

BorstgrasKrumm-SeggePunktierter EnzianZwerg-SoldanelleGewöhnliche WeißzungeGrüne HohlzungeSchwarzes Kohlröschen

Verbreitung

Der Lebensraumtyp ist typisch für die alpinen Urgesteins-Bereiche der Zentralalpen. Er in Deutschland nur kleinflächig auf entkalkten Kalkstandorten und sauren Sonderstandorten in den bayerischen Alpen beschränkt (z. B. Allgäuer Hochalpen, Chiemgauer Alpen, Ammergebirge).

Natura 2000 Lebensraumtyp

Verbreitung

Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 6150

"Boreo-alpines Grasland auf Silikatsubstraten" - zu denen die Krummseggenrasen gehören - sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist. Allerdings werden zu diesem Lebensraumtyp auch weitere Biotoptypen gezählt, welche auf dieser Website als eigene Biotoptypen abgetrennt werden; z.B. Alpine Borstgrasrasen und Silikatschneeböden.

© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.


Gefährdung

Gefährdungsfaktoren für den Lebensraumtyp sind neben Schad- und Nährstoffeintrag die intensive touristische Nutzung durch z. B. Skisport (Trittbelastung) und die Intensivierung der Hochlagenbeweidung. Zum Schutz des Lebensraumtyps sollte die touristische Nutzung der Flächen durch geeignete Managementmaßnahmen so geregelt werden, dass negative Einflüsse möglichst ausgeschlossen werden.

Die Beweidung dieses hochgelegenen Grünlandes sollte nur extensiv erfolgen. In Baden-Würtemberg sind die Reliktvorkommen seit 1994 nicht verändert und auch die Veränderung seiner Flächengröße ist unwahrscheinlich. Die Zukunftsaussichten für den Lebensraumtyp sind dennoch ungewiss. Seine Bestände sind zwar einerseits geschützt und durch keine direkten menschlichen Eingriffe gefährdet, andererseits können sich veränderte Standortbedingungen im Rahmen der Klimaerwärmung negativ für den Lebensraum auswirken.

Tagfalter in diesem Lebensraum

Typische Arten

Ähnlicher Perlmutterfalter
(Boloria napaea)

Der Perlmutterfalter aus hohen Lagen der Alpen

Alpen-Weißling
(Pontia callidice)

Ein Weißling der Alpen

Gletscherfalter
(Oeneis glacialis)

Ein Tagfalter über Schotterfluren im eisigen Hochgebirge

Graubrauner Mohrenfalter
(Erebia pandrose)

Ein hochalpiner Mohrenfalter mit auffälligem Flugverhalten

Hochalpenapollo
(Parnassius phoebus)

Ein sehr seltener Endemit der Alpen, der nur als Gast zu uns kommt

Ostalpiner Scheckenfalter
(Melitaea asteria)

Ein sehr seltener Gast aus den Ostalpen

Schweizer Schillernder Mohrenfalter
(Erebia tyndarus)

Ein bläulich schillernder Mohrenfalter auf Almwiesen der Alpen

Unpunktierter Mohrenfalter
(Erebia pharte)

Ein seltener, unscheinbarer Mohrenfalter



Weitere Arten

Alpen-Perlmutterfalter
(Boloria thore)

Ein dunkler Perlmutterfalter in den Bergwäldern Deutschlands

Alpengelbling
(Colias phicomone)

Ein auffälliger, gelblicher Tagfalter auf Almwiesen der Alpen

Alpenmatten-Perlmuttfalter
(Boloria pales)

Ein Tagfalter auf Almwiesen und Almweiden der Alpen

Bergweißling
(Pieris bryoniae)

Der Weißling-Verwandte in den Alpen

Distelfalter
(Vanessa cardui)

Der Wanderfalter unter Alpenüberquerer unter unseren Tagfaltern

Dunkler Alpenbläuling
(Plebeius glandon)

Seltener Bläuling in hohen Lagen der Bayerischen Alpen

Gelbgefleckter Mohrenfalter
(Erebia manto)

Ein kleiner Mohrenfalter der Alpen, mit markanten Flecken auf der Unterseite

Großer Perlmutterfalter
(Argynnis aglaja)

Der größte Perlmutterfalter unter Deutschlands Tagfaltern

Kleiner Fuchs
(Aglais urticae)

4Ein Fuchs unter unteren heimischen Tagfaltern

Kleiner Kohlweißling
(Pieris rapae)

Ein mittelgroßer Weißling mit Vorliebe für Kohlarten

Mattscheckiger Dickkopffalter
(Thymelicus acteon)

Kleiner oranger Dickkopffalter auf blütenreichen Wiesen

Natterwurz-Perlmutterfalter
(Boloria titania)

Fleißiger Blütenbesucher über Knöterichwiesen Süddeutschlands

Postillon, Wander-Gelbling
(Colias croceus)

Ein wanderfreudiger, gelber Falter

Quellen-Mohrenfalter
(Erebia pronoe)

Alpiner Falter auf Bergwiesen und felsigen Hängen

Veilchen-Scheckenfalter
(Euphydryas cynthia)

Ein unverwechselbarer Scheckenfalter in hohen Lagen der Alpen


Fliegen in diesem Lebensraum

Orchideen in diesem Lebensraum

Säugetiere in diesem Lebensraum

Heuschrecken in diesem Lebensraum

Wanzen in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

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Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010) 4.6.1.1
Finck et al. (2017) 66.09
EUNIS 2021/22 R433, R41
EuroVeg-Checklist 11CT02A
Delarze et al. (2015) 4.3.7.
Natura 2000 6150
Häufigkeit selten

Höhenverbreitung


Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/gruenland-und-heiden-oberhalb-der-baumgrenze/boreo-alpines-grasland-auf-silikatsubstraten/
Datum: 14.12.2024
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