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Schlenken in naturnahen Hochmooren mit Weißem Schnabelried

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Schlenken in naturnahen Hochmooren mit Weißem Schnabelried

Feuchte oder zeitweilig wassergefüllte Mulden in naturnahen Hochmooren mit typischen Arten, wie dem Weißen Schnabelried

Bei Schlenken in naturnahen Hochmooren handelt es sich natürlicherweise um meist kleinflächige Lebensräume, welche am Rande nährstoffarmer und/oder huminsäurereicher Stillgewässer auftreten können. Es sind meist feuchte Senken mit sandigem Untergrund oder geringer Torfmoosauflage, welche aber auch mal trockenfallen können (wechselfeucht) und wo der Frost den Pflanzen zusetzen kann. Prägend sind oft die Torfmoose (Foto, weißlich am unteren Bildrand) und vor allem das Weiße oder Braune Schnabelried (Rhynchospora alba und R. fusca), grasartige Halme mit hellen Köpfchen (Foto). Botaniker sprechen daher von Schnabelriedgesellschaften. Weitere Pflanzenarten können Sonnentau (Drosera intermedia, D. rotundifolia, Foto: rötliche "Punkte" auf dem Torfmoos am unteren Bildrand) oder Moorbärlapp (Lycopodiella inundata) sein.

Sekundär kann dieser Lebensraum als Regenerationsstadium in alten Torfstichen auftreten, also z.B. in Vertiefungen wie sie durch Torfabbau entstanden sein können und welche typisch für noch renaturierungsfähige Hochmoore sind.

Typische Tierarten sind beispielsweise Hochmoor-Libellen wie die Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica) oder unter den Schmetterlingen das Große Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia). Letztlich viele Hochmoorarten, da dieser Lebensraum oft kleinflächig ist und nicht selten mit anderen "moorigen" Lebensräumen im Verbund auftritt.

 

Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum

Rundblättriger Sonnentau

Verbreitung

Der Biotoptyp ist in weiten Teilen Deutschlands verbreitet. Gut ausgeprägte Hauptvorkommen sind beispielsweise im Bereich der Lüneburger Heide, dem westfälischen Tiefland sowie dem voralpinen Hügel- und Moorland zu finden. Die Vorkommen liegen häufig in oder am Rand von Schlenken in Hoch-, Übergangs- und Niedermooren.

Natura 2000 Lebensraumtyp

Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 7140, 7150

Verbreitung

"Schlenken in naturnahen Hochmooren mit Weißem Schnabelried" sind ein eigenständiger Lebensraumtyp (7150), der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist. Die Abgrenzung als eigenständiger Lebensraumtyp ist jedoch nicht sehr glücklich, u.a. da es eine enge Verzahnung zu anderen Typen im gleichen Lebensraum gibt. Zu nennen sind beispielsweise Übergangs- und Schwingrasenmoore (LRT 7140) zu denen es fließende Übergänge gibt.

© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.


Gefährdung

Wesentliche Gefährdungsfaktoren für Torfmoor-Schlenken sind Entwässerung der Flächen, Absenkung des Grundwasserstandes, land- und forstwirtschaftliche Nutzung und Freizeitnutzung. Nährstoffeintrag aus angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen und aus der Luft verändern den Nährstoffhaushalt und damit das charakteristische Arteninventar.

Der landschaftstypische Wasser- und Nährstoffhaushalt sollte erhalten bzw. z. B. durch die Entfernung von Drainagen und den Anstau von Entwässerungsgräben wiederhergestellt werden. Die Einrichtung einer extensiven oder ungenutzen Pufferzone kann diese Maßnahmen fördern. Gehölze sollten ggf. in mehrjährigen Zeiträumen entfernt werden.

Die Aufnahme dieses Biotoptyps als FFH-Lebensraumtyp ist in sofern problematisch, da er sich, z.B. in England, auf durch Brand degradierten Moorflächen ausbreitet und auch außerhalb von Moorkomplexen z.B.  auf teilabgetorften Mooren oder in Sandguen auftritt. Er zeigt dort quasi die Degeneration von Hochmooren an.

Tagfalter in diesem Lebensraum

Fliegen in diesem Lebensraum

Libellen in diesem Lebensraum

Typische Arten

Alpen-Smaragdlibelle
(Somatochlora alpestris)

Metallisch schimmernde Großlibelle an alpinen Moortümpeln

Gefleckte Smaragdlibelle
(Somatochlora flavomaculata)

Eine seltene mittelgroße Libelle an bewachsenen Stillgewässern

Kleine Moosjungfer
(Leucorrhinia dubia)

Eine schöne Libelle in moorigen Gebieten

Nordische Moosjungfer
(Leucorrhinia rubicunda)

Die Moorlibelle mit orange-rotem Muster

Schwarze Heidelibelle
(Sympetrum danae)

Schwarze Libelle an Teichen der Mittelgebirge

Torf-Mosaikjungfer
(Aeshna juncea)

Eine große Libelle über moorigen Gewässern



Weitere Arten

Blutrote Heidelibelle
(Sympetrum sanguineum)

Knallrote Libelle an Tümpeln und Seen

Frühe Adonislibelle
(Pyrrhosoma nymphula)

Feuerrote Kleinlibelle am Gartenteich

Gebänderte Heidelibelle
(Sympetrum pedemontanum)

Eine der schönsten Libellen unserer Fauna

Gefleckte Heidelibelle
(Sympetrum flaveolum)

Eine rote Libelle mit markantem Fleck an der Flügelbasis

Gemeine Heidelibelle
(Sympetrum vulgatum)

Eine verbeitete Heidelibelle an Teichen und Tümpeln mit Pflanzen am Ufer

Gemeine Winterlibelle
(Sympecma fusca)

Überwinterer in der heimischen Libellenfauna

Glänzende Binsenjungfer
(Lestes dryas)

Kräftige und metallische Binsenjungfer

Glänzende Smaragdlibelle
(Somatochlora metallica)

Rastloser metallisch-grüner Jäger an Weihern und Seen

Große Moosjungfer
(Leucorrhinia pectoralis)

Eine seltene Moorlibelle mit markantem Fleck auf dem Hinterleib

Große Pechlibelle
(Ischnura elegans)

Möglicherweise die häufigste Libellenart in Deutschland

Kleine Binsenjungfer
(Lestes virens vestalis)

Eine zierliche Binsenjungfer mit Vorliebe für sonnige Gewässer

Plattbauch
(Libellula depressa)

Eine auffällige blaue Großlibelle mit plattem Bauch

Scharlachlibelle
(Ceriagrion tenellum)

Feuerrote Kleinlibelle an moorigen Gewässern

Sibirische Winterlibelle
(Sympecma paedisca)

Seltene Schwesternart mit für Libellen ungewöhnlichem Lebenszyklus

Speer-Azurjungfer
(Coenagrion hastulatum)

Die speerartige Zeichnung gibt dieser Libelle ihren Namen

Südlicher Blaupfeil
(Orthetrum brunneum)

Eine wärmeliebende Libelle mit hellblauer Bereifung

Sumpf-Heidelibelle
(Sympetrum depressiusculum)

Eine Heidelibelle an sumpfig-moorigen Gewässern

Vierfleck
(Libellula quadrimaculata)

Die Großlibelle mit den namensgebenden Flügelflecken


Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum

Heuschrecken in diesem Lebensraum

Wanzen in diesem Lebensraum

Referenzlisten:

Natura2000: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen

EUNIS 2021/22: European Nature Information System (EUNIS; deutsch Europäisches Naturinformationssystem). EUNIS marine habitat classification (Updated version March 2022), EUNIS terrestrial classification (Updated 2021)

EuroVegChecklist: Bergmeier E. (2020) & Mucina et al. (2016)

Bergmeier E. (2020): Die Vegetation Deutschlands – eine vergleichende Übersicht der Klassen, Ordnungen und Verbände auf Grundlage der EuroVegChecklist. Tuexenia 40: 19–32.

Mucina L., H. Bültmann, K. Dierßen, J.-P. Theurillat, T. Raus, A. C arni, K. Š umberová, W. Willner, J. Dengler, R. Gavilán García, M. Chytrý, M. Hájek, R. Di Pietro, D. Iakushenko, J. Pallas, F.J.A. Daniëls, E. Bergmeier, A. Santos Guerra, N. Ermakov, M. Valachovic , J.H.J. Schaminée, T. Lysenko, Y.P. Didukh, S. Pignatti, J.S. Rodwell, J. Capelo, H.E. Weber, A. Solomeshch, P. Dimopoulos, C. Aguiar, S.M. Hennekens & L. Tichý (2016): Vegetation of Europe: hierarchical floristic classification system of vascular plant, bryophyte, lichen, and algal communities. Applied Vegetation Science, Vol. 19, Supplement 1: 1-264.

Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 6. Aufl., Stuttgart: 1357 S.

Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage 2015. 456 Seiten.

Finck, P., Heinze, S., Raths, U., Riecken, U., Ssymank, A. (2017): Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands – dritte fortgeschriebene Fassung 2017. Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, 460 S.

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Referenzlisten

Bezüge zu anderen Listen:
Ellenberg & Leuschner (2010) 1.7.1.1
Finck et al. (2017) 36.02, 36.03
EUNIS 2021/22 Q25, Q21,
EuroVeg-Checklist 12PA04A
Delarze et al. (2015)
Natura 2000 7140, 7150
Häufigkeit selten

Höhenverbreitung


Online: https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/moore/torfmoor-schlenken-rhynchosporion/
Datum: 19.03.2024
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