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Europäischer Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)
Der Europäische Schlammpeitzger hat einen langen, rundlichen Körper und erinnert an einen Aal. In der vorerdern Körperhälfte ist er rundlich, während er in Richtung des Schwanzes zunehmend seitlich abgeflacht ist.
Das Maul des Europäischen Schlammpeitzgers ist klein und unterständig, die Augen ebenfalls sehr klein. An der Oberlippe befinden sich 6, an der der Unterlippe 4 Tast-Anhänge (Barteln). Der ganze Körper ist mit kleinen Schuppen besetzt, aber sehr schleimig.
Die Färbung unterscheidet ihn charakteristisch von seiner asiatischen Schwesterart. Die Fische sind von bräunlich-gelber Grundfarbe, welche besonders bei den Flossen ins bräunlich-orange gehen kann. Der Rücken ist dunkel, während sich an den Seiten ockerfarbene Längsstreifen bis zum Schwanz ziehen. Vom Rücken bis zum Bauch ergibt sich quasi die Abfolge Braun, Schwarz (schmal), gelblich, Braun (breit), gelblich, Schwarz (schmal). Männliche und die größeren weiblichen Tiere lassen sich nur vom Fachmann sicher unterscheiden.
Der Europäische Schlammpeitzger kann bis zu 30 cm lang werden.
Verbreitung
Der Europäische Schlammpeitzger kommt nördlich der Alpen vor. In Deutschland sind Schwerpunkte nur im norddeutschen Tiefland und tieferen Regionen in Ostdeutschland. Im übrigen Deutschland - z.B. am Oberrhein - ist er sehr selten.
© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.
Ökologie
Die Ökologie des Schlammpeitzgers ist besonders beachtlich. Er lebt in nährstoffreichen, pflanzenreichen Gewässern, die nur langsam fließen bzw. stehen und einen schlammigen Untergrund aufweisen. Das können beispielsweise Tieflandbäche oder z.B. Altarme sein. In einigen Bundesländern wird er jedoch fast nur noch in von Menschen angelegten Grabensystemen (seltener Fischteichen) nachgewiesen, welche ähnliche Lebensbedingungen aufweisen, wie sein ursprünglicher, natürlicher Lebensraum.
Schlammpeitzger sind nachtaktiv und leben bodennah. Sie ernähren sich von kleinen Wirbellosen. Mit 2-3 Jahren beginnen sie mit der Fortpflanzung. Nach einer ausgeprägten Balz schließt sich über einen längeren Zeitraum eine Eiablagephase an, bei der die Eier portionsweise an Pflanzenteile geklebt werden.
Bedingt durch seinen Lebensraum hat er einige spezielle Anpassungen. Da es in seinem Lebensraum aufgrund des Nährstoffreichtums zu extremen Sauerstoffmangel kommen kann, ist es dem Schlammpeitzger möglich, über einen speziellen, dünnheutigen Darmabschnitt atmosphärischen Sauerstoff aufzunehmen. Auch über die Haut kann er einen Großteil des Sauerstoffbedarfs decken. Das ermöglicht ihm ein Überleben, wenn andere - konkurrierende - Arten bereits an Sauerstoffmangel sterben. Selbst das Trockenfallen von Gewässern im Winter können zumindest die erwachsenen Tiere im Schlamm eingegraben gut überstehen.
Europäische Schlammpeitzger können bis zu 20 Jahre alt werden.
Gefährdung
Der Europäische Schlammpeitzger ist in Deutschland auf der Roten Liste als "stark gefährdet" aufgeführt. Dies hängt u.a. mit dem Verlust seines bevorzugten Lebensraumes zusammen. Im europaweiten Netzwerk Natura 2000 wird er auf Anhang II der besonders schützenswerten Arten geführt.
Natürlicherweise nährtoffreiche Süßwasserlebensräume, die eben noch nicht "gekippt" sind, sind in Deutschland deutlich zurückgegangen. Das Gleiche gilt für unbeeinträchtige Wiesengräben bzw. Seitenkanäle von Strömen. Bei diesen wirkten sich sowohl die Intensivierung (Aushebung von Gräben, Verrohrung) des Lebensraumes, als auch die Vernachlässigung von Grabensystemen (Verlandung ehemaliger Gräben) negativ auf die Populationen aus.
Als Schutzmaßnahme werden mittlerweile gezielte Pflegekonzepte für Grabensysteme erstellt, um dem Europäischen Schlammpeitzger zu helfen. In diesen werden in mehrjährigen Zyklen immer nur bestimmte Abschnitte geräumt, so dass den Tieren örtlich immer ein intakter Lebensraum zur Verfügung steht. Auch gibt es Zuchtprogramme, bei denen Schlammpeitzger in menschlicher Obhut unter kontrollierten, geschützten Bedingungen vermehrt werden, um sie dann später in der Natur - zur Stützung bestehender Populationen oder zur Neuansiedlung - auszusetzen.
Unser Kommentar
In Deutschland lebt noch eine weitere Schlammpeitzger-Art, den Chinesischen Schlammpeitzger. Diese Art ist nicht heimisch und wie bei allen Fremdarten ist das Ausbringen dieses Chinesischen Schlammpeitzgers in heimische Gewässer aufgrund der drohenden Gefahren für die heimischen Arten grundsätzlich abzulehnen und auch verboten. Dennoch gibt es in verschiedenen Bundesländern bereits Nachweise dieser Art.
Ein besonderes Ärgernis war es, dass in einem Fall in Hessen für vermeintliche Wiederansiedlungsmaßnahmen von einem Fischhändler die "falsche" Art bezogen wurde. Das verdeutlicht, dass nur ausgesprochende Spezialisten solche Maßnahmen kontrollieren und durchführen sollten.
Lebensraum
Nährtsoffreiche Altarme und langsam fließende Bäche des Tieflandes. In einigen Regionen nur noch in Grabensystemen, welche als Ersatzlebensräume dienen.
Lebensräume in denen die Art vorkommt
Schnellzugriff
Kenndaten
Ordnung | Cypriniformes |
---|---|
Familie | Cobitidae |
Art | Europäischer Schlammpeitzger |
Wiss. | Misgurnus fossilis |
Autor | (Linnaeus, 1758) |
Natura 2000 | 1145 |
Rote Liste D | 2 |
Häufigkeit | selten |
Alter (max.) | 20 |