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Pestwurzfluren an Ufern von Mittelgebirgsbächen und -flüssen
An den Ufern von kleineren Gewässern mit steinigem Untergrund und mit sandig-lehmigen Anschwemmungen, können sich - wenn der Lebensraum durch den Menschen nicht oder nur sehr sporadisch (einmalige Mahd) genutzt wird - Streifen mit einer ausgeprägten Pflanzendecke ausbilden. Diese Pestwurzfluren zeichnen sich durch erhöhten Nährstoffbedingungen des Wuchsstandortes aus.
Die charakteristische Pflanzenart ist die Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus, Foto: hoher Blütenstand), außerdem die auf dem Foto zu sehenden Giersch (Aegopodium podagraria), Kletten-Labkraut (Galium aparine) und Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum, Foto: rosa).
Weitere Arten sind z.B. Echter Baldrian (Valeriana officinalis), Wiesenraute (Thalictrum aquilegiifolium), Beinwell (Symphytum officinale), Kletten-Ringdistel (Carduus personata), Gilbweiderich (Lysimachia punctata), Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea).
Die feuchten Hochstaudenfluren beeindrucken vor allem zur Blütezeit im Sommer durch eine hohe Individuen- und Artendichte bei den Insekten - z.B. zahlreiche Schmetterlinge bei der Nektarsuche. An Fließgewässern dienen sie für Libellen wie die Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) und die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) als Sitzwarten im Revier. Ohne Uferrandvegetation aus Hochstaudenfluren verlieren Fließgewässer ihre Lebensraumfunktion für diese Libellenarten.
Vogelarten wie Rohrammer und vor allem Sumpfrohrsänger legen ihre Nester in diesen Hochstaudensäumen an und fangen dort Insekten zur Aufzucht ihrer Jungen. Weil Hochstaudenfluren sich oft linienartig an Gewässern oder Wäldern entlangziehen, sind sie bedeutsam als verbindende Lebensräume, d.h. Tiere können durch sie auch in entfernte Gebiete wandern, auch wenn eine sonst ausgeräumte Agrarlandschaft dies durch die lebensfeindlcihen Bedingungen verhindern würde.
Hochstaudenfluren entlang von natürlichen Fließgewässern sind generell stärkeren Veränderungen unterworfen. Bei Überflutungen wird das Konkurrenzgefüge beeinflusst. Außerdem bieten sich Transportmöglichkeiten für Pflanzensamen nicht nur der kennzeichnenden Arten der Hochstaudenfluren, sondern auch für konkurrierende wuchskräftige Neophyten (Neubürger im Pflanzenreich, welche die alteingesessenen Arten verdrängen). Durch eine dynamische Flussmorphologie kommt es regelmäßig zur Zerstörung und Neuentstehung von potenziellen Standorten, die - einmal von Hochstauden erfolgreich besiedelt - in der Regel meist mehreren Jahrzehnte bestehen bleiben.
Bildergalerie von typischen Pflanzenarten in diesem Lebensraum
Verbreitung
Feuchte Hochstaudenfluren sind in ihren verschiedenen Ausbildungen nahezu deutschlandweit verbreitet und kommen bis in den Bereich oberhalb der alpinen Waldgrenze vor. Sie sind ursprüngliche Heimat vieler unserer heutigen Wiesenpflanzen.
Natura 2000 Lebensraumtyp
Dieser Biotoptyp ist ein europaweit besonders geschützter Lebensraum! Natura 2000 - Code: 6430
"Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe", zu denen die Pestwurzfluren an Ufern gehören, sind ein eigenständiger Lebensraumtyp, der auf Anhang I der FFH-Richtlinie gelistet ist. Der Natura 2000 - Lebensraumtyp umfasst jedoch noch weitere Biotoptypen, welche auch an Waldrändern vorkommen. Die Karte zeigt somit nicht die korrekte Verbreitung an. Pestwurzfluren kommen vorwiegend in Wiesentälern und entlang von Bächen in höheren Lagen vor.
© Verbreitungskarte. Quelle: BfN/BMUB 2019: Nationaler Bericht Deutschlands nach Art. 17 FFH-Richtlinie; basierend auf Daten der Länder und des Bundes. Datengrundlage: Verbreitungsdaten der Bundesländer und des BfN.
Gefährdung
Gefährdungsfaktoren für die feuchten Hochstaudenfluren sind z. B. Verbuschung, zu intensive Mahd oder Beweidung, Befahren/Durchfahren (z.B. mit Rückeschleppern, Traktoren etc.), an Gewässern: Gewässer- und Uferausbau und -unterhaltung, Eindeichungen, Entwässerungen, Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln im nahen Umfeld. Montane bis subalpine Hochstaudenfluren können durch Nadelholzaufforstungen stark beeinträchtigt werden, Ablagerungen (z.B. Schlagabraum, Rindenabfälle, Schnittgut, Gartenabfälle, landwirtschaftliche Abfälle etc.).
Ein zunehmendes Problem stellen sogenannte Neophyten dar. Diese Neubürger im Pflanzenreich haben sich natürlicherweise oder durch den Menschen erst in den letzten Jahren in unserer Pflanzenwelt angesiedelt. Teilweise sind diese Arten so konkurrenzstark, dass sie die alteingesessenenen einheimischen Arten verdrängen und fast als Monokultur auftreten. Zu diesen Arten gehören beispielsweise Topinambur (Helianthus tuberosus), Japanische Staudenknöterich (Polygonum cuspidatum), Sachalin-Staudenknöterich (Polygonum sachalinense), Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) und Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera). Diese Arten stellen eine Gefahr für Feuchte Hochstaudenfluren dar.
Darüber hinaus ist zum Schutz des Lebensraums die Erhaltung oder Wiederherstellung der typischen Standortbedingungen wie Wasserstandsdynamik, Feuchtestufe und Nährstoffhaushalt nötig. Zur Vermeidung der Verbuschung kann eine gelegentliche Mahd (in zwei- bis mehrjährigem Abstand) notwendig werden. Die subalpinen Hochstaudenbestände bedürfen keiner Pflege.
Besonderheiten
Als natürlicher Lebensraum für feuchte Hochstaudenfluren kommen die Bereiche entlang von Bächen und Flüssen in Frage.
Tagfalter in diesem Lebensraum
Fliegen in diesem Lebensraum
Amphibien & Reptilien in diesem Lebensraum
Säugetiere in diesem Lebensraum
Heuschrecken in diesem Lebensraum
Wanzen in diesem Lebensraum
Referenzlisten: